06.05.2013 / Wort zum Tag

2. Mose 23,8

"Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind."

2. Mose 23,8

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Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind.
Es war in Kamerun. Wir – eine kleine Delegation eines deutschen Kirchenbezirks – wir saßen in einem einfach eingerichteten Zimmer zusammen mit einigen Christen der Presbyterianischen Kirche in Kamerun, unter ihnen Nyansako-Ni-Nku, der Moderator der Kirche, also eine Art Bischof. Wir fragten ihn, was denn die größten Probleme und Herausforderungen für seine Kirche seien. Ich dachte, er würde jetzt antworten: unsere Armut – oder die Bildung unserer Kinder – oder eine bessere Krankenversorgung. Aber er antwortete: Korruption ist unser größtes Problem. Bestechungen sind an der Tagesordnung. Viel zu viel Geld fließt in die eigene Tasche derer, die Entscheidungen zu treffen haben.

Eine andere Erinnerung: Ich sprach mit einem Unternehmer aus dem süddeutschen Raum: Er sagte: Etwas bedrückt mich: In vielen Ländern kann ich nur Geschäfte machen, wenn ich Bestechungsgelder bereit halte. Wo soll das hinführen?
Immer wieder lesen wir in der Zeitung: Korruptionsverdacht bei Politikern, Bestechungsvorwürfe bei Ärzten, Verdacht der Vorteilsnahme bei Aufsichtsratsmitgliedern – solche Schlagzeilen tauchen immer wieder auf. Korruption, wohin man schaut.

Aber bevor wir mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf andere zeigen, fragen wir uns selbst: gehen wir mit Geld immer lupenrein um? Lassen wir uns durch Geschenke beeinflussen? Lassen wir uns durch Schmeicheleien locken? Lassen wir uns durch irgendwelche Vorteile verleiten, etwas Unrechtes zu tun oder zuzulassen?
Gottes Wort ist hoch aktuell, jener alte Satz aus dem 2. Mose-Buch, nicht weit nach den 10 Geboten lesen wir ihn: „Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen.“ Und warum? Denn – so lautet der Bibelvers weiter – „denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind.“

Gemeint sind hier nicht Freundschaftsgeschenke. Die machen froh. Gemeint sind nicht Geburtstagsgeschenke. Die machen dankbar. Gemeint sind auch nicht Liebesgeschenke. Die machen glücklich. Sondern gemeint sind Bestechungsgeschenke. Die machen blind. Warum? Weil sie blenden. Sie appellieren nämlich an die Habgier im Menschen, und wenn die Habgier stärker wird als der Sinn für Gerechtigkeit, dann kommt das Recht aus dem Lot. Dann wird jemand bevorzugt, bekommt zum Beispiel Geld, das er nicht verdient – und jemand anderes wird dann benachteiligt und ungerecht behandelt. Es ist schon interessant: Bald nach den 10 Geboten will Gottes Wort uns dafür sensibel machen. Warum? Weil Gott Gerechtigkeit will und Barmherzigkeit. Die Frage, wie wir mit unserem Geld umgehen und mit dem Recht, ist nicht nur eine Frage zwischen Menschen. Sondern eine Frage, die mit Gott und mir zu tun hat. Mit anderen Menschen ungerecht umzugehen, heißt Gott beleidigen. Gott will Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Aus ihnen wächst Frieden zwischen den Menschen. Dazu will Gott Kraft geben – die Kraft nämlich, uns nicht zum Sklaven von falschem Geld und ungerechten Vorzügen machen zu lassen. Sondern in innerer Freiheit immer zuerst aus Gottes Güte zu leben. Jesus hat sie vorgelebt. Das macht heute Mut.

Autor/-in: Prälat Ulrich Mack