27.01.2015 / Wort zum Tag

2. Korinther 3,17

Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

2. Korinther 3,17

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ Bei diesem Satz aus der Bibel fällt mir ein Wort sofort auf: Freiheit. Das ist wohl seit Urzeiten der größte Traum, die größte Sehnsucht der Menschen. Frei zu sein!

Wahrscheinlich ist auf dieser Welt um nichts häufiger und leidenschaftlicher und auch brutaler gekämpft worden, als um Freiheit. Und dieser Kampf hört auch in unserer Zeit nicht auf. Ganze Völker ringen, manchmal gewaltsam, um ihre Unabhängigkeit. In anderen Staaten stellen sich die Menschen mit Demonstrationen und Protesten gegen bestechliche und egoistische Machtapparate.

„Wir sind das Volk“. Vor etlichen Wochen haben wir Deutsche uns an unsere wunderbare Erfahrung erinnert: Vor 25 Jahren durchbrach der Freiheitswille der Menschen in der ehemaligen DDR die Berliner Mauer und politische Freiheit konnte sich entwickeln.

Aber sind wir nun deshalb frei? Freiheit hat ja nicht nur etwas mit politischen Systemen zu tun. Die Menschen wollen frei sein von allem, was sie einschränkt in ihrem Leben. Sie wollen unabhängig sein von moralischen Werten und den Ansprüchen anderer. Sie wollen eigenständig ihren Alltag bestimmen, losgelöst von allen äußeren Beeinflussungen. Sie wollen selbst bestimmen, was sie denken und tun. Der Mensch will einfach frei sein, auch oder gerade von Gott.

Nur, wer genau hinschaut, der stellt fest: Je mehr der Mensch um seine eigene, ganz persönliche Freiheit kämpft, umso mehr gerät er in Abhängigkeiten. Leben ist wohl nur möglich, indem wir Impulsen und Anreizen folgen, die von außen auf uns zu kommen. Und genau in diese Feststellung hinein formuliert Paulus im Brief an die Korinther diesen Satz:

„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“

Wo wir uns an Gott hängen, wo wir den Impulsen und Anreizen des Heiligen Geistes folgen, da ist Freiheit. Das will uns Paulus ans Herz legen. Und was verbirgt sich hinter der Freiheit, an die Paulus denkt?

Jesus hatte schon in der Synagoge von Nazareth über die Freiheit gesprochen, als er den Menschen erklärte, welchen Auftrag er hat. Er sagte: „Der Geist des Herrn hat von mir Besitz ergriffen, weil der Herr mich gesalbt und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Misshandelten soll ich die Freiheit bringen.“ (Lk. 4,18)

Jesus redet von dem, was Menschen im Innersten unfrei macht. Zum Beispiel quälende Gedanken, ausgelöst durch elende Einsamkeit. Oder die Hoffnungslosigkeit, die Menschen gefangen hält, vielleicht durch eine Krankheit oder eine Not. Das Gefühl der Bedeutungslosigkeit, das blind macht für jeden neuen Schritt. Die deprimierende Erfahrung, missachtet und ausgenutzt zu werden von anderen und ihren Interessen.

Jesus kämpft gegen diese Unfreiheit in uns drin. Er verspricht, uns festzuhalten in allem, was uns belastet. Er schenkt liebevolle Wertschätzung, die ermutigt im Alltag. Er hört zu und ist einfach für uns da. Und Jesus lädt ein, darauf zu vertrauen, dass er genau das tut. Das macht frei. Frei von den Bindungen. Frei, sich mit dem ganzen Leben an Gott zu hängen. Frei um uns einzusetzen für die Welt, in der wir leben.

Autor/-in: Pastor Wolfgang Ortmann