21.05.2013 / Wort zum Tag

2. Korinther 1,4

Gott tröstet uns in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.

2. Korinther 1,4

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Paulus schreibt: “Gott tröstet uns in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, und zwar mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott”.

Als Kind habe ich, wenn wir Besuch bekamen und ich von dem Besuch etwas geschenkt bekam, zwei Lektionen von meinen Eltern gelernt. Die erste bestand in der Frage: “Wie sagt man?” und galt gegenüber dem Besuch. Die zweite Lektion lautete: “Das ist nicht für dich allein”. Ich hatte nämlich zwei jüngere Geschwister.

So macht Paulus es auch uns deutlich: Der Trost, den Gott einem jeden von uns in seinen verschiedenen Schwierigkeiten geschenkt hat, so dass wir sie überstehen konnten, der ist nicht für uns allein! Wir sind Glied einer großen Familie - einer teils gläubigen, teils ungläubigen Menschenfamilie. Alle Glieder dieser Familie geraten irgendwann in die Situation, wo sie Trost brauchen. Christen wie Nichtchristen. Gott hat uns in unserem Leben Trost geschenkt, damit wir diesen Trost dann, wenn andere in Schwierigkeiten sind, an sie weitergeben.

Damit ist kein billiger Umgangs-Trost gemeint wie: “Wird schon wieder werden”, “Kopf hoch, alter Junge”, “Da musst du eben durch”, “Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus” usw. usw. Oft gibt es unter uns ernsthaften Trost, so dass man sich um den Leidenden auf vielfältige Weise kümmert, ihm bzw. ihr zur Seite steht mit Rat und vor allem mit der Tat.

So wertvoll und notwendig alle äußere Hilfe ist, so weiß doch jeder, dass viel schlimmer die innere Einsamkeit und Verzweiflung ist. Da ist einer arbeitslos und fühlt sich dadurch wertlos. Da wird einer dauerhaft krank und fühlt sich dadurch so hilflos. Da ist der Lebensgefährte oder ein Kind gestorben und man fühlt sich so trostlos. Wie kann man da trösten, sodass einer sich nun wirklich getröstet weiß?

Zu hilfreichen Taten fühlen wir uns noch fähig, zu allgemeinen Worten auch noch. Wie aber können wir so trösten, dass der Mensch sich geborgen weiß, wieder aufatmen und neu leben kann? Paulus sagt: Du brauchst nur den Trost weiterzugeben, der dir selbst das Leben wieder lebenswert gemacht hat!

Eine Frau aus unserem Bibelkreis hat mir einmal eine eindrückliche Lektion erteilt. Sie lag schon seit mehreren Wochen im Krankenhaus. Ich hatte ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich sie immer noch nicht besucht hatte. Als ich mich nach mehreren Wochen endlich zum Besuch aufraffte, erwartete ich von ihr eine entsprechende Bemerkung. Wie anders war der Empfang. “Wie schön, dass Sie kommen” sagte sie, “ich habe meinen beiden Bettnachbarn schon so viel von unseren schönen Gottesdiensten und unserem Bibelkreis erzählt. Und denken Sie, wir lesen hier jetzt jeden Morgen die Herrnhuter Losungen zusammen und beten auch zusammen.” Ich sah die beiden Nachbarinnen an. Sie nickten strahlend und bestätigten, wie durch diese kranke Frau Mut und Hoffnung auch in ihr krankes Leben gekommen war. Wie war das möglich? Sie hatte einfach erzählt, was ihr selber auf ihrem Krankenlager Mut und Hoffnung gab. Mehr nicht. Aber genau das ist es, was wir tun sollen: Den Trost weitergeben, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.

Vielleicht sind ja gerade die Kranken, Arbeitslosen, Einsamen und sonstwie Leidenden unter uns Christen die besten Tröster für die Menschen. Sie müssen nicht etwas sagen, bei dem die anderen denken “Du hast gut reden, du steckst ja nicht drin”. Sie stecken selber “mittendrin” in den Schwierigkeiten des Lebens. Aber sie sind doch nicht allein in diesen Nöten. Jesus ist bei ihnen, wie er es versprochen hat. Sein Wort ist täglich neu. Sein Friede erfüllt ihr Herz mitten im Leid. Jesus trägt mit. Er leidet mit. Er gibt Kraft und neuen Lebensmut. Und vor allem: Er zeigt, wie auch dieses leidende Leben brauchbar ist für andere Menschen. Nicht nur brauchbar zum Trösten mit dem Trost, aus dem wir selber leben. Aber auch dazu!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Jürgen Blunck