09.09.2010 / Wort zum Tag

2. Korinther 1,20

Auf alle Gottesverheißungen ist in Jesus Christus das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.

2. Korinther 1,20

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Was ist eigentlich noch verlässlich? – „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind“ – Ich war erst damals erst 15. Sie haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Diese fast letzten Worte des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel. Wie wenig ein „Ehrenwort“ wert sein kann!
Und in diesem Jahr: Ein guter Freund aus England wollte mich besuchen. Dass es im April nicht geklappt hat – klar, isländischer Vulkan. Aber inzwischen haben wir Herbst! „Im nächsten Monat klappt es bestimmt!“ - Was ist seine Ankündigung noch wert?

Er hat bei mir inzwischen ein Glaubwürdigkeitsproblem! – Unzuverlässig wie Paulus! Sie verbinden Paulus nicht mit Unzuverlässigkeit? – Sie gehören ja auch nicht zu seinen Zeitgenossen, wie die Christen in Korinth, die er seinerzeit besuchen wollte. Erst wollte er kommen. Kündigt groß seinen Besuch an! Dann ändert er plötzlich seine Reisepläne. Was kann man diesem Mann denn noch glauben? Wenn der Gott, den er predigt, genauso zuverlässig ist wie sein Bote … Natürlich: Paulus nennt den Korinthern gute Gründe, warum er seine Pläne geändert hat. Veränderte Situationen erforderten für Paulus veränderte Maßnahmen. Und es waren seine Freunde in Korinth, die ihn zu diesen Maßnahmen gezwungen hatten. Mit ihren Unterstellungen. Mit ihrem Misstrauen. Und wenn sich die Atmosphäre erst einmal derart aufgeladen hat – dann wird jede verschobene Reise schon zum Glaubwürdigkeitsproblem.

Die Freunde des Paulus in Korinther hatten aber nicht nur mit ihm ein Glaubwürdigkeitsproblem – sie hatten eins mit Jesus. Sie zweifeln nicht nur an dem Boten – sie zweifeln an der Botschaft!
Ist es denn wirklich so, dass man nur an Jesus glauben muss, um gerettet werden? Nicht auch noch ein wenig das Gesetz Gottes halten? Was, wenn dieser Paulus uns einen Bären aufgebunden hat, und man an den – jüdischen – Messias Jesus nur glauben kann, wenn man sich treu das jüdische Gesetz hält? Und viele andere Fragen standen im Raum.
Uns heute stellt sich die Frage ja noch viel dramatischer: Jesus hat zu Lebzeiten behaupten, er würde nach seinem Fortgang aus der Welt bald wiederkommen. Und – das war vor 2000 Jahren! Glaubwürdigkeitsproblem?
„Auf alle Gottesverheißungen ist in Christus das Ja“ – kann man dazu heute wirklich noch „Amen“ sagen, also: „Ja, das ist so“?

Der Knackpunkt liegt aber eben in den beiden Worten „in Christus“! – „In Christus“ stellt sich Gott zu allen Versprechen, die er im Alten Testament bereits gegeben hat. Ohne Wenn und Aber. Jesus ist das große „Ja“ Gottes. Und da gibt es auch nicht plötzlich von Gott ein willkürliches „Nein“. oder: „Ich habe es mir anders überlegt.“ Dies „Ja“ gilt. Ein kleines „Aber“ gibt’s aber doch: Jesus hat sich bereits zu Lebzeiten nicht an die Vorgaben seiner Zeitgenossen gehalten: Sie hatten einen großen König erwartet, der das Reich Davids wieder aufrichten sollte. Gekommen war er, der die Dornenkrone tragen sollte und der ans Kreuz ging. Gott steht zu allen seinen Verheißungen – aber er denkt nicht daran, sich dabei von uns vorschreiben zu lassen, wie er es zu tun hat. Und das nicht nur, weil veränderte Situationen veränderte Maßnahmen erfordern. Jesus – der mit der Dornenkrone – ist das große Ja Gottes. Und da wird es kein willkürliches „Nein“ geben. Aber er macht es, wie er will – was immer wir auch erwarten. Ein Glaubwürdigkeitsproblem mit Gott? Vielleicht habe ich auch nur falsche Vorstellungen davon gehabt, wie die Verheißungen Gottes für mein Leben in Erfüllung gehen sollen. Etwa in Form von finanzieller Sicherheit, konfliktfreien Beziehungen oder was immer. Dann lohnt es sich doch vielleicht, einmal darüber nachzudenken, ob dieses Problem wirklich bei Gott liegt, oder ob ich nicht aufhören müsste, Gott meine Erwartungen fertig ausformuliert wie einen Wunschzettel zu präsentieren.

Autor/-in: Uwe Bertelmann