15.10.2009 / Wort zum Tag

2. Könige 19,14

Als Hiskia den Brief gelesen hatte, ging er hinauf zum Hause des HERRN und breitete ihn aus vor dem HERRN.

2. Könige 19,14

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In meiner alten Bibel, ganz hinten, habe ich eine Zeichnung eingeklebt. Da kniet der König Hiskia im Tempel. Vor sich ausgebreitet die Schmähschrift seiner Feinde. Die Hände zuversichtlich nach oben gerichtet. „Herr, erbarme dich“, will das heißen.

Mich hat das als Jugendlicher sehr beeindruckt. Ein Bild, das mir nicht aus dem Kopf geht. Da geht einer hin und öffnet sein Leben vor Gott. Gibt seine Probleme preis. Geht ohne Umwege direkt zu Gott. Nicht selbst will er das managen. Sondern Gott ist die einzig wahre Anlaufstelle. Und dann betet er. Betet so direkt mit dem auch für uns fast greifbaren Wissen: Gott sieht mich! Er hört mich. Angesichts dieser Beweislage kann er nicht darüber hinwegsehen. Da muss er handeln!

Voller Vertrauen zu Gott kommen; wann habe ich dies das letzte Mal getan? Muss die Not wirklich so groß werden wie bei Hiskia? Und darf es auch einmal umgekehrt gehen: Gott redet und ich höre? Wie schön, wenn wir mit Gott so auf Du und Du sind. Wenn er uns schon in guten Zeiten helfen und begegnen darf.

Wirklich schlimm ist es allerdings, wenn es heißt: „Wo sind deine Helfer? Was nützt dir dein Glaube? Gib doch auf!“ – Christen in unserem Land weht heute der Wind schärfer entgegen als noch vor Jahren. Noch bedrohlicher sind feindliche Attacken gegen alles Christliche in vielen Ländern außerhalb Europas. Manch einer kapituliert bei solch einer Flut von Worten und der Übermacht. Wie können wir da bestehen?

Als David einmal von seinen eigenen Leuten unter Druck gesetzt wird, sie ihn fast steinigen wollten, da lesen wir: „David aber stärkte sich in dem Herrn, seinen Gott“ (1. Samuel 30,6 c). Nur ein kurzer Satz. Wie das konkret ausgesehen hat, weiß ich nicht. Betete er intensiv und lange? War er nur still, um Gott zu hören? Oder dichtete und sang er einen seiner Psalmen? - Wie wir Gott begegnen, kann ganz unterschiedlich sein. Aber das wir es tun dürfen, das ist doch das Geschenk. David suchte wie Hiskia die Gegenwart Gottes. Und damit begann die Not zu enden. Ein Prozess kam in Gang, der Mut, Weisheit und schließlich den Sieg schenkte.

Mal wirkt Gott sofort und direkt, mal stärkt er uns den Rücken, mal prüft er uns. Egal. Gott zu vertrauen ist immer der beste Weg. Seine Hilfe bei Gott zu suchen, sich „in ihm zu stärken“ ist seit Jahrhunderten die Erfahrung der Christen. Am Besten geschieht das, wenn wir uns eine Art „geistlichen Rhythmus" angewöhnen. Eine feste Zeit mit Gott reservieren. Deutlich machen: „Herr, ich bin da! Und ich weiß: Du auch!“ Das gibt Kraft bei allen Sorgen des Tages. Lässt eine tiefe Beziehung wachsen, die uns auch dann zu Gott laufen lässt, wenn die Not am Größten. Der Helfer ist größer! Größer als ich denken kann.

Als Hiskia damals im Tempel sein Gebet beendet hatte, redet Gott zum Propheten Jesaja. Dieser wiederum lässt Hiskia ausrichten: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Was du zu mir gebetet hast, … das habe ich erhört.“ In dieser Erhörung wird außerdem gezeigt, wie hoch Gott über allen Feinde steht. Wie er über sie denkt. Und schließlich erfährt Hiskia das Handeln Gottes, indem er die erdrückende Übermacht vernichtet.

Gott hört, wenn wir beten. Er weiß um meine Sorgen und Anfeindungen. Auch wenn er nicht immer sofort handelt. Trotzdem dürfen wir ähnlich wie Hiskia unsere Sorgen vor ihm ausbreiten. Eben alle Bedenken, Ängste und Anfeindungen!

Oft stärkte mich ein kurzes Lied: „Die Freude am Herrn ist meine Kraft“ (aus: Sein Ruhm unsere Freude; Krelingen 1984) so heißt es da. Vier Mal wird das hintereinander betont. Auch Asaf, der fast verzweifelte, weil es den Gottlosen scheinbar so gut und ihm so schlecht ging, kommt zu ungefähr folgendem Schluss: „Als ich so dachte, da war das sehr dumm von mir. Egal was geschieht, ich bleibe stets bei dir, mein Gott. Denn das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn!“ (Psalm 73,23 + 28).
 

Autor/-in: Pastor Mathias Fleps