29.03.2012 / Wort zum Tag

2. Chronik 18,4

Aber Joschafat sprach zum König von Israel: Frage doch zuerst nach dem Wort des HERRN!

2. Chronik 18,4

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Frage doch zuerst nach dem Wort des HERRN!

Was ist unser „zuerst“ im Leben? Was ist unser „zuerst“ heute? Meist ist es doch so, dass sich gleich nach dem Aufwachen Gedanken des Tages einschleichen, Gedanken, die auch mit Sorge zu tun haben und die uns oft hellwach machen. „Wie schaffe ich das alles, was heute auf dem Plan steht?“ fragen wir dann, oder: „Ich fürchte mich vor dem Gespräch mit dem Kollegen, aber ich muss da durch.“ Und dann lassen wir den Tag beginnen; beim Frühstück liegt das Handy bereit oder ein Notizblock, erste Anrufe werden getätigt, Mails werden gecheckt, die Gedanken sind schon bei der Arbeit. Und dann geht es los, Stunde für Stunde, Termin für Termin. 

Was ist unser „zuerst“? Natürlich  genau das, werden wir sagen. Wir müssen doch den Tag irgendwie schaffen, bei all seinen Anforderungen. Je früher wir uns damit beschäftigen, desto besser. Nein, sagt die Bibel uns heute. Ein solcher Anfang, der gleich den ganzen Stress des Tages aufnimmt, kann nur im Stress enden.
Ja, aber was dann, fragt der oft morgens schon erschöpfte Zeitgenosse. Es gibt ein anderes „zuerst“, sagt die Bibel. „Frage doch zuerst nach dem Wort des Herrn“, heißt es. Halte doch morgens einen Augenblick inne und versuche, Dein Tagewerk für ein paar Minuten auf Abstand zu halten. Lass dich doch nicht gleich treiben von dem, was der Tag von dir fordert. Lass dich doch erst einmal beschenken von dem, der so gern gibt.

Fremde Worte an einem Donnerstagmorgen wie diesem? Ja, aber heilsame, wohltuende, den Tag ordnende Worte. Ich kann nach langen Jahren dienstlicher und familiärer Fülle sagen: Immer, wirklich immer dann, wenn ich es mir morgens geleistet habe, mich für ein paar Minuten zurückzuziehen und auf Gottes Wort zu hören, - dann ist mein Tag anders gelaufen. Dann ist mehr Ruhe eingekehrt. Dann wurde ich nicht mehr gelebt, ich lebte und konnte den Tag anders gestalten, besonnener, konzentrierter. Dann wurden mir Prioritäten deutlich, die mir sonst nie eingefallen wären. Ich habe es nicht immer geschafft, mich zurückzuziehen. Aber immer dann, wenn ich es geschafft habe, konnte ich den Segen dieser Stille vor Gott den ganzen Tag über spüren.

Und was habe ich da Geheimnisvolles getan? Was heißt das für mich, dieses „zuerst“? Eigentlich gar nichts Spektakuläres. Nur, dass ich am Anfang ein Dankgebet spreche, denn es ist mir nie selbstverständlich, dass ich morgens gesund aufwache. Dass ich einen Psalm lese und mich an den Gebeten der Bibel freue. Dass ich dann einen Abschnitt der Bibel lese, meist den, der in unseren Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde vorgeschlagen wird. Da möchte ich mir sagen lassen, was Gott mir heute zu sagen hat. Und dann bete ich, vor allem für die Menschen, die mir auf dem Herzen liegen. Dann aber auch für die Aufgaben des Tages. Und ich bitte um Gottes Segen. Das ist es. Und es ist ganz erstaunlich: Das alles braucht nicht mehr als 20 Minuten, aber es gibt mir Kraft für einen ganzen Tag.
Wie kommt das zustande? Ich glaube, Gott selbst freut sich daran, dass ich ihm „zuerst“ die Ehre gebe. Dass es mir am Herzen liegt, „zuerst“ auf ihn zu hören. Und er wendet sich mir zu; hilft mir, mit einer anderen Einstellung in den Tag zu gehen, rückt zurecht, wo ich mich verlaufen habe.
Das können wir alle. Nicht einfach in den Tag hinein hetzen, sondern einen Moment innehalten und vor Gott sein. Ein Wort der Schrift hören, die Sorgen des Tages Gott hingeben. Ihm erlauben, unseren Tag zu gestalten. Ihm die Ehre geben, und nicht den Terminen und Anforderungen des Tages. Mit Sicherheit: Wir werden den Tag anders erleben, wenn wir dieses „zuerst“ beherzigen.  

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hartmut Bärend