01.12.2012 / Wort zum Tag

1. Samuel 23,16

„Jonathan ging hin zu David und stärkte sein Vertrauen auf Gott.“

1. Samuel 23,16

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Die Tage rief mich eine Freundin an: „Ich muss dir was sagen. Ralf hat mir vorige Woche gesagt, dass er sich von mir trennen will. Einfach so.“ Ich brachte kein Wort mehr heraus. Im Frühjahr hatten sie noch ganz groß Silberhochzeit gefeiert, mit allem Drum und Dran. In seiner Rede hatte Ralf so liebevolle Worte für sie gehabt! Die beiden haben zwei nette Kinder, ein Häuschen, sogar ein kleines Segelboot, mit dem sie oft unterwegs sind, sie verdienen gut  – ein richtiges Traumpaar. Und jetzt – Trennung?
„Warum nur, warum nur“, fragt sie mich immer wieder. „Aber er sagt nichts, er will nur weg.“
Warum – was soll ich ihr darauf antworten?
„Warum?“, das fragt sich auch David. „Warum nur verfolgt mich Saul?“ Als junger Mann kommt David an den Königshof Sauls. Saul wird oft von einem bösen Geist geplagt, so wird es im 1. Buch Samuel erzählt. Und David kann so wunderbar auf seiner Harfe spielen, dass der böse Geist von Saul weicht und er wieder froh wird. „Saul gewann ihn lieb,“ heißt es. Er macht ihn zu seinem Waffenträger, zu seinem engen Vertrauten, zu einem Menschen, auf den er sich verlässt, wenn es um das eigene Leben geht.
Aber auf einmal wird alles anders. Saul stellt David Fallen, versucht sogar ihn umzubringen.
„Warum nur ist König Saul gegen mich?“ fragt sich David. „Ich riskiere mein Leben für ihn, ziehe für ihn in den Kampf, besiege seine Feinde. Er hat mir seine Tochter zur Frau gegeben. Warum nur trachtet er mir nach dem Leben?“
David wird zum Ruhelosen. Er flieht vom Königshof, versteckt sich bei Propheten und Priestern.
Aber immer stöbert Saul ihn auf, jagt ihn, lässt ihn nirgendwo zur Ruhe kommen.
Schließlich versteckt David sich in den Bergen, auf den kargen Höhen. Dort gibt es so viele Verstecke, dass Saul ihn nicht findet. Aber Jonathan findet ihn, der Sohn von Saul und zugleich der beste Freund von David. Jonathan ging hin zu David und stärkte sein Vertrauen auf Gott, so heißt es im 1. Samuelbuch, Kapitel 23, Vers 16.
Was macht ein guter Freund, wenn er weiß, dass es dem anderen schlecht geht?
Er geht zu ihm, hilft ihm allein schon dadurch, dass er da ist, dass er zeigt: du bist nicht allein!
Jonathan ging hin zu David...
Und was sagt ein guter Freund, wenn es dem anderen schlecht geht?
Jonathan sagt nichts zu der Warum-Frage. Er versucht nicht zu erklären, was Saul antreibt.
Er hält sich zurück mit Mutmaßungen, die stimmen können oder auch nicht.
Jonathan sagt etwas anderes. Er sagt: „Fürchte dich nicht.“ Und er meint damit: fürchte dich nicht vor Saul und fürchte dich nicht vor Gott. Denn Gott meint es gut mit dir! Er hat dir sein Versprechen gegeben, dass du König in Israel werden wirst. Und darum wird er auch deinen Weg mit dir gehen und dich schützen.
Wer auf Gott vertraut, der braucht sich nicht zu fürchten!
Jonathan ging hin zu David und stärkte sein Vertrauen auf Gott.
 

Autor/-in: Dorothee Döbler