01.02.2009 / Wort zum Tag

1. Samuel 23,16

Jonathan ging hin zu David und stärkte sein Vertrauen auf Gott.

1. Samuel 23,16

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Gut ist der dran, der Freunde hat. Menschen, auf die er sich verlassen kann. Die ihn auch in schwierigen Situationen nicht im Stich lassen. Das erlebte der junge David. Er musste um sein Leben fürchten. König Saul verfolgte ihn durchs ganze Land. Angst und Zweifel an Gottes Führung nagten an seinem Vertrauen zu Gott. Hatte Gott ihn nicht zu Großem erwählt? Und ließ er ihn nun im Stich? War sein skrupelloser Verfolger Saul mächtiger als Gott?

Wie gut für David, dass es einen Menschen am Königshof gab, der zu ihm stand: Jonathan, Sohn von König Saul. Ihn verband mit David nicht nur eine tiefe Freundschaft, sondern auch das gemeinsame Vertrauen zu Gott. „Jonathan ging hin zu David und stärkte sein Vertrauen auf Gott.“ In diesem knappen Satz unseres Textes ist alles gesagt. Der Freund steht zum Freunde und gibt ihm das, was der jetzt braucht: Ermutigung, Zuspruch. Da ist kein versteckter Vorwurf zu hören. Etwa: "Zweifelst du an Gottes Zusagen? Hast du kein Vertrauen mehr zu Gott?" Auch kein Appell wird laut. Etwa: "Reiß‘ dich zusammen! Du musst nur stärker glauben, mehr beten. Dann wird dir alles gelingen." Nichts von alledem, was mir manchmal so leicht über die Lippen geht, wenn ich einem Menschen begegne, dessen Vertrauen zu Gott klein geworden ist, weil er unter so großem Druck steht. Kein Vorwurf, keine Anklage, keine guten Ratschläge, keine frommen Sprüche. Die helfen in solchen Situationen meist auch nicht. Die machen den Verzweifelten oft nur noch verzweifelter, den Mutlosen noch mutloser.

Jonathan, der Freund, weiß, was zu tun ist. Er geht hin zu David. Er denkt nicht: Wenn David Probleme hat und meine Hilfe braucht, dann soll er sich doch mal bei mir melden. Ich will ihm dann gerne helfen. Jonathan weiß offensichtlich: Wenn einer in großer Not ist, dann hat er oft nicht mehr die Kraft, von sich aus nach Hilfe zu suchen. Und wenn dazu noch sein Vertrauen auf Gott zu bröckeln beginnt, dann fühlt er sich wie gelähmt. Dann fällt ihm auch nichts mehr ein, was ihn wieder ermutigen könnte. Menschen in solcher Lage ziehen sich dann oft immer mehr in sich selbst zurück. Verschließen sich innerlich. Werden einsam.

Wie gut, wenn es da einen Freund oder eine Freundin gibt, die Gott vertrauen, die sich auf den Weg zu dem Hoffnungslosen machen. Die ihm durch ihre Nähe zeigen: Du bist nicht allein. Ich bin bei dir. Ich stehe zu dir. Die mit ihm reden können und schweigen. Die mit ihm die Not im Gebet vor Gott bringen können. Und schweigen und hören, wie Gott antwortet, welchen Weg er zeigt.

Gut ist der dran, der Freunde hat, denen er sich anvertrauen kann. Denn: „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Wie wahr! Oft schon habe ich das erfahren. Das Wort, das mir half, ließ Gott mir durch den Mund eines anderen sagen. Und umgekehrt: Manchmal auch konnte ich der sein, der im Namen Gottes einem andern das Wort sagte, das ihm half. Die Geschichte von Jonathan und David ist nicht überholt. Sie kann sich auch heute ereignen. Bei Ihnen. Bei mir. Durch Freundinnen und Freunde, die unser Vertrauen auf Gott stärken. Sie kann sich ereignen durch Sie, durch mich. Wir können bei andern die ermutigende Freundin, der ermutigende Freund sein. Heute.
Autor/-in: Pastor i. R. Harald Stein