24.02.2012 / Wort zum Tag

1. Samuel 2,1

Ich freue mich deines Heils.

1. Samuel 2,1

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Diese Aussage gehört zu den wenigen Stellen in der Bibel, in denen die Gefühle einer Frau so ausführlich zu Wort kommen. Viele Jahre hat Hanna den Spott ihrer Konkurrentin Peninna, der anderen Frau ihres Mannes Elkana, ertragen. Als Strafe und Schande hat sie ihre Kinderlosigkeit durchlitten. So wie das damals üblich war. Weil Kinderlosigkeit in Israel tiefstes Unglück bedeutete. Doch ihren Schmerz klagt diese Frau vor Gott. Vor ihm schüttet sie ihr Herz aus und erlebt: Gott gibt mir Wert und Würde. Gott hat Hannas Schicksal gewendet. Samuel, d. h. der von Gott Erbetene, wird geboren. Später wird er dann im Tempel erzogen. Sicher ist es für Hanna schmerzlich, den Sohn nur ein paar Mal im Jahr zu sehen.

Menschlich gesehen geht diesem Lobgesang der Hanna der traurigste Augenblick ihres Lebens voraus, denn sie nahm Abschied von ihrem kleinen Sohn. Aber wir finden hier keine Spur von Kummer, sondern nur den Ausspruch von einzigartiger Freude. Schon vor der Geburt Samuels hatte sie dieses Gelübde getan. Sie stillte den Knaben, bis er entwöhnt war, und nun als die Zeit gekommen war und er Gott wiedergegeben wurde, fand sie eine ganz neue Freude, die in den Worten gipfelt: „Denn ich freue mich deines Heils“ (1. Sam 2,1). Diese Freude hat also ihren Grund nicht nur in der Gabe ihres Sohnes, sondern vor allem auch im Geber.

Hanna ging es nicht nur um den Jungen. Sie staunte vielmehr über die Macht des lebendigen Gottes. Dieser unbedeutenden Frau wendet sich Gott also zu. Sie bekommt den erbetenen Sohn und erkennt: Gott übersieht die kleinen Leute nicht. Allerdings muss deutlich gesagt werden. Nicht alle Mütter sind glücklich. So wenig wie kinderlose Paare unglücklich sein müssen. Aber vielleicht sind alle Menschen glücklich, die so mit Gott leben wie Hanna. Und dann macht Gott aus dieser Gebetserhörung etwas, was Bedeutung gewinnt für das ganze Volk Israel und schließlich die ganze Welt. Gott webt die kleinen Fäden einer privaten Lebensgeschichte in den großen Teppich seines Heilsplans. Hannas Sohn Samuel begleitet später das Volk Israel in einer entscheidenden Phase seiner Geschichte als Richter und Prophet.

Deshalb lässt Hanna an ihrer Freude über Gott andere teilhaben. Hanna schottet sich jetzt nicht ab und sagt „Das ist mein Sohn, meine Familie“, sondern sie gibt ihn frei für Gott.

Es ist erstaunlich wie sehr der Lobgesang der Hanna im Alten Testament dem Lobgesang der Maria, der Mutter Jesu, im Neuen Testament gleicht. Sie beide loben Gott für sein wunderbares Handeln, das über ihre Person hinausreicht in die Geschichte der Menschheit hinein. Hanna kann auch mich heute ermutigen, mich nicht einfach meinem „Schicksal“ zu ergeben, sondern den Blick frei zu bekommen für das, was Gott tut.

Hanna kann mich anstecken, das auch weiter zu erzählen, was ich mit Gott erlebe. Dahinter steht dieses Vertrauen, dass Gott weiß, was mir fehlt und was mir heute gut tut. Wenn ich das erfahren habe, kann ich mit einstimmen in den Lobgesang der Hanna und sagen zu Gott: „Ich freue mich deines Heils.“
 

Autor/-in: Pastor Udo Vach