07.10.2009 / Wort zum Tag

1. Samuel 14,6

Es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.

1. Samuel 14,6

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Seit Jahren ist die alte Frau im Pflegeheim. Der Geist ist noch rege. Sie nimmt Anteil an allem, was in der Welt passiert. Sie hört Radio, schaut Fernsehen, obwohl die Augen schon lange nichts mehr sehen. Kürzlich sagte sie: „Die Gedanken gehen mir aus, ich habe nicht mehr so viele!“ Der Körper tut nicht mehr mit. Sie sitzt im Sessel und kann sich nicht mehr rühren. So werden die Tage lang und die Nächte zur Qual. Auch der Glaube scheint ihr auszugehen. Viele Jahrzehnte war sie anderen ein Vorbild im Glauben. Sie hatte Schweres erlebt, wie viele ihrer Generation. Sie hatte sich wacker geschlagen, hatte ihre vielen Kinder erzogen, stand an Gräbern der Töchter, hatte getröstet, geholfen, ermutigt. Jetzt scheint ihr der Glaube auszugehen. Und die bangen Fragen sind da: „Hat Gott mich denn vergessen? Warum muss ich denn noch leben, wenn alle anderen um mich her schon längst tot sind?“ Sie ist die Letzte ihrer Generation in ihrer Familie und im Bekanntenkreis. Sie ist alt und lebenssatt, wie es in der Bibel steht. Längst schon wollte sie gerne bei Gott in der himmlischen Herrlichkeit sein. Oft hatte sie erlebt, dass Gott Gebete erhört hat. Oft hatte sie erfahren, dass Gott durch wenig oder viel geholfen hat. Oft hatte sie andere ermutigt, zu vertrauen und nicht daran zu zweifeln, dass Gott uns liebhat und es recht macht. Aber jetzt – zählte das alles nicht mehr?

In der Bibel lesen wir von vielen glaubensmüden Menschen. Kämpfer Gottes, Streiter für sein Reich. Wir müssen uns nicht schlecht fühlen oder als Versager, wenn uns der Glaubensmut abhanden kommt. Wenn uns der Glaube ausgeht, brauchen wir den Bruder, die Schwester, die uns ermutigen. Im Bibelwort für den Tag heute hatte Jonathan seinen Waffenträger, der ihn stärkte, indem er sagte: „Es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“ Bei anderer Gelegenheit war es Jonathan, der David in seiner Niedergeschlagenheit beistand.

Sicher haben Sie jemanden in Ihrer Umgebung, dem der Glaube auszugehen droht. Dann gehen Sie hin, schreiben Sie oder rufen Sie an. Er oder sie braucht Sie. Dann glauben Sie für ihn oder sie mit. Und Sie werden sehen, Ihr eigener Glaube wird gestärkt.
 

Autor/-in: Pfarrer Johannes Kiuntke