17.09.2011 / Wort zum Tag

1. Samuel 12,20.21

Dient dem HERRN von ganzem Herzen und folgt nicht den nichtigen Götzen nach; denn sie nützen nicht und können nicht erretten.

1. Samuel 12,20.21

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Besitzen Sie Ihren Götzen, oder besitzt Ihr Götze Sie? Das kann ich bei Ihnen natürlich nicht beurteilen, und will Ihnen ja auch nicht zu nahe treten – ich für meinen Teil bin mir da nicht so sicher. Also erstens habe ich buchstäblich einen – das ist aber nur ein kleines Figürchen, eine Nachbildung einer antiken Gottheit, die ich mal im Urlaub erstanden hatte. Den meine ich nicht. Nein – ich habe keine Statue in meiner Wohnung stehen, zu der ich bete. Aber mein Herz ist, wie jedes menschliche Herz, eine Götzenfabrik – so der Schweizer Reformator Johannes Calvin. Der Bestsellerautor Timothy Keller hat ein Buch geschrieben mit dem genialen deutschen Titel „Es ist nicht alles Gott, was glänzt“: Jede Zeit, schreibt er, hat ihre eigenen Götzen, hat ihre Priester, ihre Schutzgeister und Rituale. Jede Gesellschaft hat ihre Tempel – seien es nun Bürohochhäuser, Wellness-Oasen oder Fitnesscenter, Studios oder Stadien. Dort werden die Opfer gebracht, die erforderlich sind, um Anspruch auf ein gutes Leben zu erwerben und Unglück fernzuhalten.

Besitzen Sie Ihren Götzen, oder besitzt ihr Götze Sie? – Wer einen Besitzer hat, ist übrigens ein Sklave. Ich bin sicher: Ihr Götze – wenn Sie denn einen haben, ich will ja niemandem zu nahe treten, dann besitzt er Sie. Sonst wär’s ja kein Götze. Im Alten Testament werden viele heidnische Gottheiten schlicht „Baal“ genannt – „Herr“ – oder „Besitzer“. Götzen sind nämlich ungemein besitzergreifend. Und dabei ganz fies: Erst versprechen sie uns auf irgendeine Art die Erfüllung unserer Wünsche. Dann machen sie uns von sich abhängig. Und am Ende halten sie ihr Versprechen nicht.

Ich kenne einen Götzen, der, besonders bei jungen Menschen, vielleicht noch mächtiger ist, als das Geld. Und besonders zerstörerisch. Als Jugendpastor ist er mir oft begegnet – vor allem Mädchen befanden sich in seiner Gefangenschaft, aber nicht nur. Dieser Götze verspricht erst: Wenn du nur noch soundso viel Kilo wiegst, dann bist du attraktiv. Und wenn du attraktiv bist, bist du etwas wert und bist begehrenswert. Und dann bist du glücklich. Und er lässt sich anbeten. Auf seinem Altar werden alle Kalorien geopfert, die von nun an gezählt und genau beobachtet werden. Auf seinem Altar wird jegliche Freude an einem guten Essen geopfert. Er macht von sich abhängig bis hin zur Magersucht. Und am Ende zerstört er. Buchstäblich. Magersucht kann tödlich enden.

Besitzen Sie Ihren Götzen, oder besitzt Ihr Götze sie? Alles kann zum Götzen werden – zu dem, woran wir unseren Selbstwert und unser Glück, unser Herz, hängen. Ob Besitz, Alkohol oder andere Drogen – oder sogar etwas an sich so Gutes wie die Familie oder ein geliebter Mensch. Was passiert, wenn ein geliebter Mensch zum Götzen wird? – Etwa der Ehepartner? Er wird „vergöttert“ – alles Glück der Erde wird von ihm und der Beziehung zu ihm erwartet. Dieser Erwartungshaltung kann keiner auf Dauer gerecht werden. Die Vergötterung wird die Beziehung zerstören.

Was können wir gegen Götzen tun? Vertreiben bringt nicht viel – jage ich einen fort, kommt er entweder selber ganz schnell wieder oder er schickt einen anderen. Kein Mensch kann leben, ohne irgendetwas zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen. Der einzige Weg, die falschen Götter zu vertreiben ist also, den richtigen auf den Thron zu setzen. Ich kenne nur einen Gott, der von mir nicht fordert, dass ich mir seine Anerkennung mühsam erkaufe, und dann von mir Besitz ergreift, sondern umgekehrt: der mich erkauft hat, zu seinem Eigentum erklärt hat, um mich frei zu machen. Und das ist der wahre Gott, der Gott, der in Jesus Mensch geworden ist. Ihm möchte ich von ganzem Herzen dienen. Er darf mich zu seinem Eigentum erklären.
 

Autor/-in: Uwe Bertelmann