31.08.2009 / Wort zum Tag

1. Petrus 5,5

Alle miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

1. Petrus 5,5

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„Wenn ich das Wort Demut schon höre, schrillen bei mir die Alarmglocken“, so habe ich die Stirne einer Frau im Ohr, die davon sprach, wie sie im Namen der Demut ausgenutzt wurde, klein gemacht, erniedrigt. Es hat keinen guten Klang, das Wort Demut. Es wurde oft missbraucht, bis dahin, dass Menschen ihr Recht vorenthalten wurde - manchmal sollte das gar noch fromm sein.

Trotz des Missbrauchs aber hat dieses biblische Wort guten Grund und eine geradezu befreiende Auswirkung. Es geht um die Demut vor Gott! Wir haben alle unsere Eigenarten, gute und weniger gute. Wir werden von unterschiedlichen Erfahrungen geprägt, und das wirkt sich aus. Wer uns kennt, kann uns entsprechend beschreiben; keine gleicht der anderen und keiner ist wie der andere. Und doch gibt es Eigenschaften, die bei vielen ähnlich zu beobachten sind. Da gibt es Schüchterne und Draufgänger, Bescheidene und solche, die gerne etwas aus sich machen. Die Aufzählung könnte beliebig fortgesetzt werden.

Hier hören wir noch von zwei anderen Eigenschaften: Hochmut und Demut. Wir kennen das Sprichwort: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Also: der Hochmütige überschätzt sich, er sieht nur sich, der andere bedeutet nichts. Ich bin ich. Vor wem bräuchte ich mich zu verantworten? Und dann heißt es: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Diese Worte wollen uns zur Einsicht helfen, wie unser Leben in Demut vor Gott gesegnet und befreit ist.

Demut - das ist nicht Unterwürfigkeit. Die ist berechnend. Das will Gott nicht. Und ein demütiges Verhalten hat auch gar nichts damit zu tun, als müsse man sich alles gefallen lassen — erst recht als Christ sich fügen. Nein! Demut erkennt: Ich bin auf Gott angewiesen. Von seiner Gnade, von seiner Zuwendung lebe ich. Darum zu wissen, und das aufzugreifen, was Gott mir gibt - das ist rechte Demut. „Wir sind Bettler, das ist wahr!“ mit diesem Satz brachte Martin Luther sein Leben auf den Punkt. Und Bettler bedürfen der Gnade - demütig vor Gott, der sie annimmt - so wie sie sind! Darum konnte Martin Luther auch sagen: „Rechte Demut weiß niemals, dass sie demütig ist, denn wenn sie es wüsste, würde sie hochmütig.“ Demut vor Gott. Er richtet auf!
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Manfred Bittighofer