19.06.2012 / Wort zum Tag

1. Petrus 2,5

Erbaut euch als lebendige Steine zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.

1. Petrus 2,5

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„War’s denn wenigstens erbaulich?“, so fragt ein Teenager seine Oma, die vom Gottesdienst nach Hause kommt. Und er bekommt eine unerwartete Antwort. Nicht Ja, oder Nein, sondern, „junger Mann, die Frage ist falsch gestellt!“ „Wieso falsch gestellt?“, fragt der zurück. „Nun, es geht nicht darum, ob die Predigt erbaulich war, sondern ob sie mich erbaulich gemacht hat.“ Jetzt versteht der Enkelsohn gar nichts mehr und schaut seine Oma nur mit offenem Mund an. Ein wenig ist die ältere Dame versucht, ihren Triumph mit einer spitzen Bemerkung auszukosten, aber sie schluckt sie lieber herunter und setzt sich neben ihren Enkel.

„Junger Mann“, sagt sie, „hattet ihr in der Schule schon den Unterschied zwischen Aktiv und Passiv?“ „Also Oma, natürlich!“ „Gut, dann wirst du gleich verstehen, was ich meine. Als du gefragt hast, ob der Gottesdienst erbaulich war, dachtest du, das ist etwas Passives. Wenn eine Predigt erbaulich ist, dann tröstet sie mich, macht mir Mut oder bestätigt mich. Aber der Apostel Petrus hat dazu etwas ganz anderes gesagt. Er schreibt:

„Erbaut euch als lebendige Steine zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“

Das ist aktiv und nicht passiv. Es ist eben nicht damit getan, dass ich mir eine Predigt anhöre oder reinziehe, wir ihr jungen Leute sagt!“ „Sondern?“ Jetzt erscheint ein herausforderndes Grinsen auf dem Gesicht des Jungen. Wenn die Großmutter jetzt nichts Rechtes antworten kann, ist sie als Heuchlerin entlarvt. Aber er hat seine Oma gründlich unterschätzt. Sie antwortet: „Da steht doch, dass wir uns als lebendige Steine erbauen sollen. Das heißt, dass wir uns ganz bewusst einsetzen sollen, damit von Gottes Reich etwas sichtbar wird in unserer Welt.“ Jetzt ist der Enkel wieder am Zug. „Und wie sieht das dann praktisch aus, Oma?“ „Nun, das hängt jetzt mit der heiligen Priesterschaft zusammen, von der Petrus spricht. Ein Priester ist ein heiliger Mann. Heilig deshalb, weil er zum Tempel Gottes gehört. Er stellt sich zu keinem Moment die Frage, ob er zu dem, was er da tun soll, Lust hat, sondern er tut einfach das, was Gott von ihm will. Er feiert den Gottesdienst und er bringt die Opfer, die Gott verordnet hat. Wenn man das auf uns übertragen möchte, dann könnte man sagen, wir fragen nach Gottes Willen und tun ihn.“ „Und wie funktioniert das jetzt wieder? Gott schickt doch keine Bedienungsanleitung vom Himmel!“ „Doch, das hat er längst getan! Er hat uns die Bibel gegeben. Hier gibt er uns ganz konkrete Anweisungen, wie wir leben sollen als Leute, die sein persönliches Eigentum geworden sind. Lies etwa mal die Bergpredigt im Matthäusevangelium, Kapitel 5 bis 7.“ Nach dieser Antwort muss der junge Mann erst mal eine Weile nachdenken. Später kann man ihn sehen, wie er mit der aufgeschlagenen Bibel auf dem Balkon sitzt und liest.

Tja, vielleicht denken wir über unser Christsein oftmals zu passiv. Gott möchte, dass wir als seine Leute aktiv nach seinem Willen fragen und ihn tun. Wir sollen seine Leute sein, exklusiv dazu ausgewählt, seinen Willen zu tun. Und das ist dann total praktisch. Denn dann kann unser Alltag erfüllt sein von der Frage: Herr Jesus, was willst du von mir? Was würdest du an meiner Stelle tun?

Autor/-in: Pfarrer Michael Sarembe