03.10.2009 / Wort zum Tag

1. Petrus 1,3

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

1. Petrus 1,3

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Eine kleine Anekdote erzählt von Martin Luther folgendes: Er sitzt in Wittenberg spät abends in seinem Studierzimmer und arbeitet noch. Der Teufel schleicht gerade durch die Stadt und will den Reformator durcheinander bringen. Unter dem Fenster des Studierzimmers ruft der Teufel nach oben: „Wohnt hier Doktor Martin Luther?“ Luther hört die Stimme des Teufels, springt zum Fenster, reißt die Läden auf und ruft: „Nein, der Martin Luther, der ist längst gestorben. Hier wohnt Jesus Christus!“ Da zieht der Teufel den Schwanz ein und flüchtet.

Ich denke, wir haben verstanden: Der alte Mensch in Martin Luther ist gestorben. Durch den Glauben ist in ihm ein neuer Mensch geboren. Er hat durch Jesus Christus eine neue Identität bekommen. Für Versuchungen, für Sünden, für Ängste und Sorgen ist Luther tot. Christus lebt in ihm, die lebendige Hoffnung.

Ja, ist denn das alte dicke Ich in uns wirklich tot? Drückt es sich nicht immer wieder nach oben? Auch Martin Luther hat erlebt, dass der alte Mensch in ihm immer wieder hochkam. Und da hat er ganz klar gesagt: Ich bin getauft auf den Namen Jesu Christi und habe es mit meinem Glauben besiegelt. Damit gehöre ich auf die Seite des auferstandenen Jesus Christus. Alle Mächte, die mich vom Glauben wegziehen wollen, können sich an Christus die Zähne ausbeißen. Christus ist stärker. Das war die Stärke von Martin Luther, von Petrus und den andern Aposteln: dass sie nicht auf ihre eigene Stärke bauten, nicht auf ihre großartige Persönlichkeit, sondern auf Christus in ihnen. Das war die Dynamik ihres Lebens. Der alte Mensch wird durch den Glauben eingetaucht in den Tod Christi, und so wird er wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, dass er nämlich für immer zu Gott gehören darf. Mit der Taufe und dem Glauben an Christus hat ein Herrschaftswechsel stattgefunden. Das heißt, ich stehe nicht mehr unter der Macht des Todes, unter der Macht der Sünde, unter der Macht von Angst und Sorgen. Sondern ich stehe unter der Macht des auferstandenen Jesus. Dieser Herrschaftswechsel ist objektiv geschehen, wenn ich meine Taufe angenommen und mein Leben Jesus Christus anvertraut habe.

Das alte dicke Ich wurde also in die Taufe versenkt. Aber Fett schwimmt leider oben: das dicke Ich kann schwimmen. Weder die Taufe noch die Konfirmation noch das Glaubensbekenntnis sind ein Automatismus, sondern erst mal sind sie eine Berufung, die ich im Glauben ergreifen soll. Und dann werde ich wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung. Dieses Wiedergeborensein habe ich aber nun jeden Tag auch neu zu vollziehen. „Zieht den neuen Menschen an“, sagt Paulus, „der nach Gott geschaffen ist“ (Eph.4,24). Und daran krankt es bei vielen, auch wenn sie ihr Leben Jesus Christus anvertraut haben. Im Alltag, wenn die Versuchungen kommen, werden wir dann schwach – oder hellwach? Werden wir den Versuchungen zur Lüge, zum Zorn, zur Trägheit und was es sonst noch gibt Nein sagen - oder lassen wir uns einfach treiben? Wer sich treiben lässt, wird getrieben. Wiedergeborensein aber heißt: aus einer lebendigen Hoffnung leben und Nein sagen können zu dem, der meine Gedanken und Taten durcheinander bringen will. Denn Christus ist stärker.
 

Autor/-in: Pfarrerin Dr. Ulrike Eichler