27.03.2014 / Wort zum Tag

1. Mose 4,10

"Der Herr sprach zu Kain: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde."

1. Mose 4,10

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Zwei Brüder waren da: Kain und Abel. Kain fühlte sich benachteiligt und erschlug seinen Bruder Abel. Kain kannte noch keinen Tod. Anders als wir hatte er noch keine Bilder von toten Menschen gesehen. Und nachdem er seinen Bruder erschlagen hatte, sickerte das Blut in die Erde – ein Anblick, der für ihn neu, fremd und mit Sicherheit auch erschreckend war. “Die Erde tat ihren Mund auf und nahm das Blut Abels auf”, so bildlich beschreibt es der Bibeltext.

Und nun schreit die Stimme des Blutes zu Gott. Was schreit das Blut? Ein Sprichwort sagt: “Blut schreit nach Blut!” Ist es das, was hier gemeint ist? Schreit es “Vergeltung! Rache!”?
Himmelschreiendes Unrecht kann nicht einfach so im Nichts verhallen. Gott bestraft Kain, den Mörder. Er verflucht ihn sogar. Die Erde, auf die das Blut - das Leben - des Bruders ausgeschüttet wurde, soll für ihn kein Leben mehr hervorbringen. Von nun an soll es für ihn mühsam sein, den Acker zu bebauen. “Unstet und flüchtig” soll er sein.

Da sagt Kain zu Gott: “Meine Strafe – man könnte auch Schuld übersetzen - ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte.”  (4,13)
Kain bekommt es mit der Angst zu tun. Er befürchtet, dass er jetzt auch getötet wird. Aber damit das Unrecht nicht Überhand nicht schützt Gott den Mörder. So sehr liebt Gott das Leben!

Wieviele Milliarden Menschen – geborene und ungeborene – wurden im Laufe der Menschheitsgeschichte getötet! Laut sprechen wir von Menschenrechten und trotzdem hören wir immer wieder von Situationen, in denen noch nicht einmal ein Ansatz von Menschenrechten eine Rolle zu spielen scheint. Was ist mit den Flüchtlingen, die in alten Booten im Meer versinken? Und schauen wir in die täglichen Nachrichten - wie schrecklich, was immer wieder geschieht! Wir stehen davor, nehmen es zur Kenntnis und können oft nichts tun. Außer zu beten. Was für eine große Schuld geschieht, die keiner von uns tragen kann.

Und was ist mit meiner persönlichen Schuld? Vielleicht geht es Ihnen ja so wie mir: Ich habe nie einen Mord begangen. Ich versuche, freundlich mit meinen Mitmenschen umzugehen. Ich habe christliche Maßstäbe und versuche, mich daran zu halten. Einen Mord habe ich nicht begangen, aber ich habe doch anderen Menschen Unrecht getan. Sicherlich manchmal, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich habe mit meinen Kindern geschimpft, obwohl es nicht berechtigt war. Ich habe Dinge gekauft, die von unterbezahlten Arbeitskräften hergestellt wurden. Ich habe – als Teil unseres Gesellschaftssystems - anders gehandelt als Gott es gern gehabt hätte. Und so passe ich nicht zu Gott. So hat mein Unrecht immer mit Gott zu tun.

Ich weiß aber: Ein anderer hat sich für mich eingesetzt. Er hat das wieder gut gemacht, was ich schlecht gemacht habe. Jesus hat meine Schuld getragen und sein Blut für mich vergossen.
Auch das Blut Jesu schreit, aber es schreit etwas anderes: “Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!”

Als ein Mensch, dem vergeben wurde, kann ich fröhlich leben. Ich möchte dort, wo ich bin, die Augen offenhalten und fragen: Wo kann ich helfen, dass  weniger Unrecht geschieht? Wo bin ich in sündige Strukturen eingebunden? Wo kann ich meinen kleinen Beitrag leisten zu einer gerechteren Welt? Ich werde nicht die Welt retten. Das kann nur Jesus Christus tun.

Autor/-in: Sigrun Teßmer