20.04.2010 / Wort zum Tag

1. Mose 39,9

Wie sollte ich ein so großes Unrecht begehen und wider Gott sündigen?

1. Mose 39,9

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Mit diesen Worten wehrt Josef die eindeutigen Angebote der Frau des Potifar ab.

Die ganze Geschichte ist eine gute Hilfe, die Tricks des Gegenspielers Gottes zu durchschauen und sie abzuwehren. Sein Ziel ist, Gottes guten Plan mit uns Menschen durcheinander zu bringen und zu zerstören. Einfalltore des Gegenspielers Gottes sind entweder unsere Defizite und unsere Schwächen oder unsere Stärken, unsere besonderen Fähigkeiten.

Mehrfach kommt in dieser Geschichte die Formulierung vor: „Der Herr war mit Joseph“ bzw. „Der Herr ließ ihm alles gelingen.“ Josef stand unter dem spürbaren Segen Gottes. Das bringt ihm höchste Anerkennung; er steigt hoch hinauf auf der Karriereleiter und steigert sein soziales Prestige. Dazu kommt: Er ist eine attraktive Erscheinung. Es heißt im Text: „Er war schön von Gestalt“, so schön, dass er begehrenswert für die Frau des Potifar wird, die ihn ganz heftig bedrängt und verführen will. Der Gegenspieler Gottes gebraucht die Stärken, die Vorzüge des Josef, um ihn zu Fall zu bringen. Doch Josef weigert sich, reißt sich los und flieht.

Was hat Josef dabei geholfen? Es sind zwei Einsichten, die er so tief in seinem Herzen verinnerlicht hat, dass sie seine Werteskala, seine Grundeinstellung prägen. Darum braucht er nicht lange überlegen; darum lässt er sich auf keine Diskussionen ein. Einmal ist es die Einsicht: „Das kann ich meinem Herrn, dem Potifar nicht antun. Ich kann und will ihn nicht enttäuschen, ihn, der mir mit so viel Wohlwollen begegnet ist.“ Sodann: „Das kann ich Gott nicht antun. Damit würde ich ihn, der mir mit so viel Liebe begegnet ist, verletzen. Wie sollte ich ein so großes Unrecht begehen und wider Gott sündigen?“

Ich denke, darin kann auch für uns eine große Hilfe liegen, wenn wir versucht werden:

Der erste Gedanke: Das kann ich ihm/ihr doch nicht antun. Ich habe mit ihm/ihr doch eine Geschichte. Und wenn ich als Christ im Blickpunkt vieler Christen oder auch Nichtchristen stehe: Sie sehen auf mich, für sie bin ich vielleicht ein Vorbild; ich will für sie authentisch, echt und geradlinig sein. Wie will ich es ihnen erklären, wenn ich hier den Versuchungen nachgebe – und wenn sie noch so verlockend sind? Ich will nicht, dass andere an mir irre werden. Mir hat diese Blickrichtung schon oft geholfen.

Und der zweite Gedanke: Das kann ich ihm, meinem Herrn, doch nicht antun. Er hat mich erlöst; er hat mir schon so oft vergeben. Er hat so viel Segen in mein Leben gelegt. Er hat einen Plan, eine Vision für mein Leben. Er will mich gebrauchen, durch mich hindurch scheinen. Er lebt doch in mir. Und ich will ihm vertrauen, dass er es gut mit mir meint. Ich will dem Heiligen Geist in mir Raum geben und auf seine Stimme hören – gerade, wenn die Versuchung übermächtig wird.

Wir müssen mit Versuchungen rechnen. Wir müssen damit rechnen, dass der Gegenspieler Gottes immer wieder auf den Plan tritt und Verwirrung, Irritationen stiften will. Aber diese doppelte Blickrichtung ist eine große Hilfe in Versuchungen. Der hat meistens schon verloren, der in heftigen Versuchungen anfängt zu diskutieren oder sich selbst zu beruhigen durch Verharmlosen und Schönreden. Sünde bleibt Sünde und sie will Gottes Plan für mein Leben zerstören. Ich wünsche Ihnen den Mut und die Kraft, Nein sagen zu können.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Herbert Großarth