25.03.2015 / Wort zum Tag

1. Mose 28,17

"Und er fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels."

1. Mose 28,17

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Er war auf der Flucht. Mit einem Trick hatte er den Bruder und den Vater übers Ohr gehauen. Unbedingt wollte er den Segen des Vaters haben. Der aber stand seinem älteren Bruder zu. So sannen sie auf Betrug. Seine Mutter hatte dabei geholfen. Nun war der Familienfrieden kaputt. Der Bruder wollte ihm ans Leben. Der Vater war bitter enttäuscht von seinem Lieblingssohn. Was blieb Jakob anderes als abzuhauen? Jakob packt seine Sachen und geht. Jahrelang hatte er Angst, seinem Bruder zu begegnen. Seine Mutter würde er nie wieder sehen, den Vater erst Jahrzehnte später. So schnell scheint eine Segensgeschichte zu Ende zu gehen. Eine Geschichte, die mit dem Segenswort an Abraham begonnen hatte, und die mit Isaak und seinen Nachkommen weitergehen sollte. Jetzt hatte er es vermasselt. Und seine Mutter hatte dabei noch mitgeholfen. Sah so ein Segensträger Gottes aus? Ein Mensch auf der Flucht, allein, scheinbar von Gott und der Welt verlassen? So legt er sich hin. Ruhelos wird sein Schlaf gewesen sein. Schwere Gedanken ließen den Schlaf lange nicht kommen. Aber er träumt. Jakob sieht im Traum eine Leiter, die in den Himmel reicht. Und auf der Leiter steigen Engel hinauf und herab.  Er versteht: Der Himmel ist nicht verschlossen. Nach allem, was passiert ist – Gott hat sich nicht von ihm abgewandt. Nein, im Gegenteil, Gott wendet sich ihm zu und erneuert die Zusage seines Segens über ihm und seinen Nachkommen.

Was für eine Ermutigung! Was für eine Stärkung mitten in der Ungewissheit seiner Flucht. Gott ist da. Gott ist mit ihm. Voller Staunen und Verwunderung sagt Jakob „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“

Der offene Himmel lässt Jakob staunen. Gott ist mit ihm, trotz allem, was geschehen ist. Ein Gefühl der Ehrfurcht ergreift ihn. Er merkt, dass er es mit dem heiligen Gott zu tun hat. 

Das geschieht immer dann, wenn Menschen einen Schimmer aus Gottes Ewigkeit wahrnehmen. Sei es im Traum oder in einer Vision. Wenn sich der Vorhang zu Gottes Herrlichkeit  beiseite schiebt, dann verharren Menschen in Staunen und Anbetung. So haben es meine Eltern erlebt, als eine meiner Schwestern an Krebs erkrankte. Damals, vor 60 Jahren, war die Medizin noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Die Ärzte konnten ihr nicht helfen. Und so starb sie mit 13 Jahren nach einem langen Kampf. Kurz bevor sie für immer die Augen schloss, sah sie freudig strahlend auf, blickt zum Himmel und sagte: „Der Himmel ist offen, ich darf doch kommen. Heiland, Himmel!“

Sie hatte wohl einen Blick durch die Pforte des Himmels in Gottes Herrlichkeit hinein tun dürfen. So starb sie. Bei aller Trauer muss das für meine Eltern ein großer Trost gewesen sein. Gott hatte sie nicht verlassen. Er war bei ihnen, auch wenn die geliebte Tochter nun gestorben war.

Vielleicht sind das Ausnahmen, keine Alltagserfahrungen, die Himmelsleiter bei Jakob, der offene Himmel bei meiner Schwester. Vielleicht werden Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, nie so etwas Außergewöhnliches erleben. Das müssen wir auch gar nicht. Aber eins können wir wissen: Gottes Himmel ist für uns offen. Das lernen wir aus der Bibel. Jesus hat die Tür aufgemacht. Und jetzt darf jeder kommen. Wir müssen nur durch die offene Tür hindurchgehen.

Autor/-in: Pfarrer Johannes Kiuntke