13.04.2010 / Wort zum Tag

1. Korinther 9,16

Paulus schreibt: Dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen; denn ich muss es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!

1. Korinther 9,16

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte – dieser Satz hat mir einige Male Kopfschmerzen bereitet. Als Schüler schoss mir dieses Wort von Paulus öfters durch den Kopf. Ich strampelte morgens zur Schule, und während ich nach Luft schnappend auf meinem Fahrrad saß, erinnerte ich mich an diese Worte: Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! Und dann begann der Krampf in der Schule. Wem sollte ich was von Gott erzählen? Wie sollte ich das am besten anstellen? Funktioniert hat das kaum. Es ergaben sich keine Gelegenheiten, und wenn sich doch eine Gelegenheit geboten hatte, kamen die Worte nicht heraus. Es blieb das schlechte Gewissen.
 
Wie geht es Ihnen mit diesem Pauluswort? Ich kenne Christen, denen der heutige Lehrtext keine Kopfschmerzen mehr bereitet. Sie haben sich damit abgefunden, dass sie von Jesus im Alltag nichts weitererzählen. Die Gründe haben sie sich auch zurechtgelegt. "Das ist nicht meine Begabung" oder: "Taten sollten eh lauter reden als Worte ..." Wie werden Sie heute in den Tag gehen? Mit schwitzenden Händen, weil Sie Angst haben, der Aufgabe des Zeugendienstes nicht gerecht zu werden? Oder mit abgeklärter Gleichgültigkeit. Frei nach dem Motto: Warum soll ausgerechnet ich den anderen etwas von Jesus erzählen?
Ich hoffe, dass Sie heute einen dritten Weg finden. Für mich gibt es eine Bibelstelle, die eine Schlüsselfunktion hat. Sie steht im Epheserbrief, im zweiten Kapitel, Vers 10: Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Was sagt Paulus hier? Alle Werke, die vor Gott Bestand haben, die ihn ehren, die Frucht bringen, sind Werke, die Gott selbst vorbereitet hat. Ich kann ganz beruhigt in den neuen Tag gehen. Es geht nicht um mich. Gott bereitet Dinge vor. Er führt Menschen zusammen, Begegnungen entstehen, die man sich nicht ausgesucht hat, die aber gut sind, wenn man Gottes Fügung dahinter entdeckt. Ich muss nicht mehr der Macher sein, der selbst alles arrangiert. Die letzte Verantwortung hat Gott. Ich darf gespannt in den neuen Tag gehen. Mit dem Gebet im Herzen: Herr, was hast du wohl vorbereitet? Lass mich dein Zeuge sein in den Situationen und Begegnungen mit Menschen, in die du mich hineinstellst. Schenke du mir die richtigen Worte, gib mir Weisheit! Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte! Dieses Pauluswort, der Lehrtext für den heutigen Tag, bekommt einen neuen Klang, wenn ich darauf vertrauen, dass Gott die Werke vorbereitet. Es geht nicht mehr um meinen Zeugendienst, um meine Leistung, um meine Worte – es geht um Gottes Zeugendienst, um seine Leistung, um seine Worte – Gott adelt mich. Er möchte durch mich hindurch heute etwas bewirken. Ich brauche mir nur die Augen für die Werke öffnen zu lassen, die Gott selbst vorbereitet hat. Dafür möchte ich bereit sein.
 
Wehe mir, wenn mir das kein Anliegen mehr sein sollte. Wenn ich damit abgeschlossen haben sollte, dass Gott etwas durch mich bewirken kann. Gottes vorbereiteten Werken nachspüren - der dritte Weg zwischen ängstlicher Bemühung und abgebrühter Gleichgültigkeit. Ich wünsche mir, dass Sie Gott heute etwas zutrauen - zutrauen, dass er Sie als sein Zeuge einsetzen wird.
 

Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann