29.03.2015 / Wort zum Tag

1. Korinther 8,6

"Wir haben nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm."

1. Korinther 8,6

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Der eine sagt: „Ich versteh nicht, warum der sich so ziert, zu dieser Feier zu gehen. Er sollte doch die Chance nutzen, mit Menschen zusammen zu sein, die nicht in die Kirche kommen.“
Und die andere hält dagegen: „Wenn du zu dieser Betriebsfeier gehst, dann machst du dich mitschuldig an dem, was dort verzapft wird, wie zum Beispiel zu viel Alkohol, sexuelle Anzüglichkeiten, Spott über Gott und die Welt oder anderes. Und du irritierst auch deine Mitchristen, die sich bewusst von ihrem alten gottfernen Leben getrennt haben. Lass es lieber sein!“
Was würden Sie antworten? Hingehen oder wegbleiben? Den Glauben rein halten oder sich in die Lebenswelt der Menschen hinein begeben? Wie würden Sie sich selber verhalten? Auch hier gibt uns die Bibel Orientierung, weil es in den ersten Gemeinden offenbar ähnliche Fragen gab.
Die christliche Gemeinde in Korinth lebte in einer multireligiösen Stadt. In den Tempeln wurden heidnischen Göttern Tiere geopfert. Das übrig gebliebene Fleisch kam auf den Markt - neben anderem Fleisch, das nicht von den Tempeln kam. Die Leute kauften es für ihre Essenseinladungen. Offenbar wurden auch Christen von ihren Nachbarn oder Kollegen dazu eingeladen. Eigentlich eine schöne missionarische Gelegenheit. Sie konnten aber nicht nachprüfen, ob das Fleisch bei ihren Gastgebern aus den Götzentempeln stammte oder nicht. Und genau darum ging der Streit: Wenn das unklar ist, sagten die einen, dann geh lieber gar nicht erst hin; du könntest dich verunreinigen. Ach was, hielten die anderen dagegen, wir haben doch als Christen eine riesige Freiheit, weil unser Gott über allen Göttern steht! Und sind diese Götter nicht nur menschliche Gedankenprodukte?
Der Apostel Paulus schreibt genau in diese Diskussion hinein. 1. Korintherbrief Kapitel 8, Vers 4 bis 9 in Auszügen (NGÜ): „Ihr habt Recht: Die Götzen gibt es in Wirklichkeit gar nicht; es gibt keinen Gott außer dem einen. Viele behaupten zwar, dass es Götter gibt… Aber für uns steht fest: Es gibt nur einen Gott – den Vater, von dem alles kommt und für den wir geschaffen sind. Und es gibt nur einen Herrn – Jesus Christus, durch den alles geschaffen wurde und durch den auch wir das Leben haben… Doch manche haben sich bis heute nicht von ihren alten Vorstellungen über Götzen gelöst. Wenn sie Opferfleisch essen, meinen sie immer noch, sie würden damit den Götzen anerkennen, für den das Tier geschlachtet wurde, und das belastet ihr empfindliches Gewissen. Nun hat zwar das, was wir essen, keine Auswirkung auf unser Verhältnis zu Gott… Doch ihr müsst darauf achten, dass die Freiheit, die ihr für euch in Anspruch nehmt, für diejenigen, die ein empfindliches Gewissen haben, kein Hindernis wird, an dem sie zu Fall kommen.“
Eine differenzierte geistliche Sicht: Eigentlich gibt es gar keine anderen Götter, aber durchaus Menschen, die sie achten oder fürchten - oder durch sie verunsichert werden. Und der Zielgedanke lautet: „Seht zu, dass eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird.“
Können wir also als Christen mitmachen bei sogenannten weltlichen Veranstaltungen oder wenn muslimische Nachbarn uns zu ihren Festen einladen? Die Antwort ist „eigentlich ja, aber…“ Dass Gott allein Herr ist über alle und alles, gibt uns große Freiheit und Unabhängigkeit. Aber auch die Freiheit, auf etwas um der anderen willen zu verzichten, um sie nicht zu irritieren. Weil Gott souverän ist, dürfen wir angstfrei mit Dingen und Menschen umgehen – und uns allein von der Liebe leiten lassen! Weil Gott groß ist, sich aber in Jesus ganz klein gemacht hat, können wir uns Freiheiten leisten - oder auf sie verzichten, ohne uns „einen Zacken aus der Krone zu brechen“.
 

Autor/-in: Pfarrer Axel Nehlsen