29.06.2012 / Wort zum Tag

1. Korinther 6,14

Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.

1. Korinther 6,14

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Der Lehrtext für den heutigen Tag ist ein Mutmacher. Da schreibt Paulus im 1. Korintherbrief: „Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.“ Gott hat in der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus bewiesen, dass seine Kraft größer ist als die Macht des Todes. Das ist eine unumstößliche Tatsache. Gott wird auch uns auferwecken von den Toten. Weil er seine Kraft schon einmal bewiesen hat, können wir uns darauf verlassen, dass er uns auch nicht im Tod lassen wird. Gottes Kraft ist die Basis aller Gewissheit eines Lebens nach dem Tod.

Die Frage ist, was diese Gewissheit für unser Leben vor dem Tod bedeutet, und um diese Frage geht es in diesem Abschnitt des 1. Korintherbriefs. Die Gemeinde, an die Paulus schreibt, befand sich in großer Unordnung. Die Christen in Korinth sahen ihre Gewissheit der Auferstehung als Freibrief dafür, zu tun und zu lassen, was ihnen in den Sinn kam. Paulus schreibt am Anfang des Briefes über den Verfall der Sitten in der Gemeinde und den Zerfall der liebevollen Beziehungen der Christen untereinander. Streitigkeiten herrschten dort und Gleichgültigkeit gegenüber den Nöten und Bedürfnissen der anderen Gemeindeglieder. „Das muss aufhören!“, setzt Paulus dagegen, „weil ein solches Leben nicht zu der Gewissheit der Auferstehung passt.“

Hier geht es nicht um Strafandrohung und einen warnend erhobenen Zeigefinger. Es geht darum, richtig zu verstehen, was die Auferstehung bedeutet, die Gott uns verspricht. Sie bedeutet, dass jeder, der an Jesus Christus glaubt und ihn als seinen Herrn annimmt, ein neues Leben von Jesus geschenkt bekommt. In dem neuen Leben haben Tod und Sünde schon jetzt ihre Macht verloren. Die Gewissheit der Auferstehung sagt mir: Ich muss nicht mehr so leben, als sei mit dem Tod alles vorbei und als müsste ich darum vorher soviel Spass mitkriegen wie möglich, und sei es auf Kosten anderer. Ich bin frei, so zu leben, wie es meinem Herrn gefällt.

Was für ein Leben passt zu der Gewissheit der Auferstehung? Paulus beantwortet diese Frage mit einem Bild. Wer an Christus glaubt, schreibt er im 6. Kapitel, wird zu einem Teil seines Leibes. Im Kunstmuseum der Bonner Universität stehen Dutzende von antiken Figuren aus Griechenland. Dort sieht man: Die Griechen hatten einen großen Sinn für die Schönheit des menschlichen Körpers. Jeder Körperteil dieser Figuren ist kunstvoll geformt und passt zu allen anderen Teilen des Körpers, so dass insgesamt ein Bild vollendeter Schönheit entsteht. Die Korinther kannten solche Figuren aus ihrem Alltag und verstanden, was Paulus ausdrücken will: Damit der Leib Christi harmonisch und schön wird, muss jedes einzelne Teil schön aussehen, sich einfügen und zu den anderen passen. Das heißt: Jeder Christ soll ein Leben führen, das von der Liebe Jesu geprägt und darum schön ist, das auf die Geschwister in der Gemeinde abgestimmt ist und sich darum gut in die Gemeinschaft einfügt. So entsteht ein Leib Christi, an dem Gott und alle Menschen, die es sehen, helle Freude haben.

Aber wie macht man aus rauen, kantigen und harten Menschen, wie ich einer bin, so schöne Teile des Leibes Christi? Von selbst werden wir nicht so. Gott muss an uns arbeiten, wie der Bildhauer die Steine bearbeitet, formt, Kanten abschleift, Ecken glättet, bis sie passen. Das ist nicht immer angenehm und tut manchmal auch weh, wenn Gott eine besonders große Macke bei mir entfernen muss. Es ist aber unsere Verantwortung, uns nicht zu widersetzen, wenn Gott an uns arbeitet. Die Gewissheit der Auferstehung spornt mich an, Gott wirken zu lassen. Wenn die Kraft seiner Liebe groß genug ist, uns nach dem Tod zum Leben zu erwecken, sollte sie nicht auch groß genug sein, uns in diesem Leben zu einer schönen Gemeinschaft zu formen? Lassen wir ihn arbeiten!

Autor/-in: Professor Dr. Jürgen von Hagen