11.10.2012 / Wort zum Tag

1. Korinther 5,6-7

Euer Rühmen ist nicht gut. Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist.

1. Korinther 5,6-7

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Gedanken sind ansteckend. Ein böser Verdacht kann sich wie ein Lauffeuer ausbreiten: Hast du schon gehört, was der gemacht hat? Das hätten wir ja nicht gedacht. Da kann man mal sehen. – Schnell ist die Unschuldsvermutung ausgehebelt, die Frage nach Beweisen verstummt. Und selbst, wenn sich alles als falsch herausstellt – etwas bleibt immer hängen.
Auch herabsetzende Gedanken sind ansteckend. Es beginnt mit einem überlegenen Lächeln über die Ungeschicklichkeit eines Arbeitskollegen. Oder über die Schreibfehler in einem Schriftstück. Es tut ja so wohl, zu denken: Das wäre mir nicht passiert. Es hebt das Selbstbewusstsein, auf andere herabzusehen. Sie unter einem Maßstab zu betrachten, der sie schlecht aussehen lässt. Wenn man dann noch Verbündete findet, fühlt man sich stark. Aber es geht immer auf Kosten anderer.
Und es verdirbt das Miteinander. Denn wahrscheinlich reden die anderen in meiner Abwesenheit genau so über mich. Wenn es einmal Mode geworden ist, sich unentwegt gegenseitig klein zu machen, gibt es am Ende nur Verlierer. Jeder hat irgendwo Defizite, die andere benutzen können, um sich selbst aufzuwerten.
In einer Atmosphäre mangelnder Wertschätzung hat es berechtigte Kritik immer schwer. Niemand kann es sich ja leisten, auch mal einen Fehler zuzugeben. Deshalb wird bis aufs Messer gestritten. Alle versuchen sich so gut wie möglich darzustellen, und dabei bleiben manchmal haarsträubende Skandale unter der Decke.
So etwas beobachtet der Apostel Paulus zur Zeit des Neuen Testaments in der christlichen Gemeinde von Korinth. Das Klima war bestimmt von Selbstdarstellung. Jeder versuchte seine Stärken herauszustreichen. Hinter der Fassade aber herrschte ethische Verwahrlosung. Das ist wie Sauerteig im Brot, sagt Paulus. Zu Anfang kommt nur ein kleiner Batzen hinein. Aber mit der Zeit wird der ganze Teig davon durchsäuert.
Gedanken und Verhaltensweisen, die die Gemeinschaft zerstören, müssen erkannt und beseitigt werden. Weg mit dem alten Sauerteig! Und her mit dem neuen! Her mit Gedanken und Verhaltensweisen, die aufbauen und die Gemeinschaft stärken! Aber wo findet man die? Paulus findet sie bei Jesus. Jesus deckt falsches Verhalten rückhaltlos auf. Aber er tut es in Liebe. Nicht weil es Genugtuung bereitet, wenn andere schlecht dastehen. Sondern damit sie sich ändern können.
Wertschätzung und Respekt beginnen mit guten Gedanken. Ich traue dem anderen zu, dass auch er das Gute will. Ich sehe auch sein berechtigtes Interesse und nicht nur meines. Ich nehme ihn als Menschen wahr und nicht nur als Gegner. Auch solche Gedanken können ansteckend sein. Auch sie sind wie ein Sauerteig, der den ganzen Teig verwandeln kann. Missmutige Stimmungen und gegenseitige Verdächtigungen sind kein Schicksal. Wir selbst entscheiden über das Klima, das zwischen uns herrscht. Deshalb sagt Paulus: Wisst ihr nicht, das ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig seid, wie Ihr ja ungesäuert seid.

Autor/-in: Martin Leupold