10.05.2012 / Wort zum Tag

1. Korinther 12,6

„Es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt, alles in allen.“

1. Korinther 12,6

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Eine Lobpreisgruppe jubelt in den höchsten Tönen. - Mich lässt diese Art zu singen und zu musizieren völlig kalt. Aber ich merke, welche Kraft sie hat: Wie sie eine ganze Gemeinde mitreißt. - Umgekehrt rührt mich der Friede Gottes an, wenn ich ein altes Gesangbuchlied bete zum Beispiel: „Befiehl du deine Wege.“ Und ich fiel aus allen Wolken, als mir eine Mitchristin sagte: „Ich mag dieses Lied nicht; ich kann die depressive Melodie nicht ausstehen.“ - Offenbar hat nicht alles, was geistlich ist, für jeden Christen die gleiche Überzeugungskraft. Der Apostel Paulus schreibt: „Es sind verschiedene Kräfte.“
Ich habe von Gemeinden gehört, die sich über der Frage zerstritten haben, welche Gottesdienstform und welches Liedgut heutzutage die Kraft hat, die Christusbotschaft ansprechend und überzeugend auszudrücken. Dabei kam es in einigen Fällen sogar zu Spaltungen. Aber das soll nicht sein. Dagegen spricht das Bibelwort für diesen Tag. Es stammt aus einem Brief des Apostels Paulus an eine uneinige Gemeinde: „Es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt, alles in allen“, 1. Korinther 12, Vers 6.
Auch wenn unter Christen nicht alles für alle die gleiche Überzeugungskraft hat - es kommt darauf an, dass es von Gott ausgeht und Christus bezeugt.
Was den Musikstil betrifft, ist es relativ leicht einzusehen, dass bei unterschiedlichen Formen doch das Gleiche gemeint ist. Schwieriger wird es bei anderen Unterschieden, die Paulus in den folgenden Zeilen seines Briefes erwähnt, und die uns auch nicht unbekannt sind. Wenn jemand krank wird oder an einer Behinderung leidet, dann fällt manchen Christen sofort ein, dass Christus Kranke geheilt hat, und dass es die Gabe der Heilung gibt, und dass es ein Zeichen von Kleinglauben wäre, sich mit dem Leiden abzufinden. Andere Christen lernen im Leiden Geduld, wissen sich dem Gekreuzigten nahe und denken daran, dass „Gottes Kraft“ gerade „in den Schwachen mächtig“ ist. Das Wort „schwach“ bedeutet übrigens an vielen Stellen im Neuen Testament „krank“, „behindert“. Und es lässt sich ja nicht leugnen, dass Gott manchmal durch Kranke und Behinderte mächtiger wirkt als durch Gesunde.
Paulus erwähnt auch unterschiedliche Grade der „Erkenntnis“. Die einen sagen: „Ich nehme das Bibelwort einfach so wie es dasteht“, obwohl sie ahnen, dass sich darin Probleme verbergen. Anderen ist es gegeben, die Fragen und Einwände aufzugreifen und trotzdem zu zeigen, dass man dem Wort Gottes vertrauen darf. Und auch darüber sind sich Christen nicht einig, wofür sie sich in den gesellschaftlich und politisch strittigen Fragen einsetzen sollen. Was da weise und richtig ist. „Es sind verschiedene Kräfte.“
Aber man muss darauf achten, dass sich dabei nicht unter der Hand fremde Götter einschleichen, sondern, dass es wirklich der eine Gott ist, der alles in allen wirkt. Daran erinnert der alttestamentliche Spruch für diesen Tag, 5. Mose 6, Vers 4: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“ Der eine Gott, der „will, dass allen Menschen geholfen werde“, und der dies durch den Mittler, Jesus Christus, bewirkt.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Wolfhart Schlichting