15.07.2010 / Wort zum Tag

1. Könige 19,11-12

Der Herr ging vorüber: ein großer, gewaltiger Sturm, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam das Flüstern eines leisen Wehens.

1. Könige 19,11-12

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Wo ist Gott? Das ist eine Frage, die immer wieder aufbricht und die ganz unterschiedlich beantwortet wird. Auch in der Bibel lesen wir von verschiedenen Weisen, wie sich Gott zu erkennen gibt, wie sein Wort wahrgenommen wird. Denn darum gehts.

In 1. Könige 19 lesen wir in den Versen 11 und 12:
“Der Herr ging vorüber: ein großer, gewaltiger Sturm, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam das Flüstern eines leisen Wehens.“

Merkwürdig: Es geschieht Großes, Gewaltiges, das Erschütterungen hervorruft - Gott aber ist nicht dabei. Und es geschieht Unbedeutendes, ein Flüstern nur, kaum bemerkbar — und da ist Gott! Es bedarf konzentrieter Aufmerksamkeit, um aus der Stille heraus Gottes Stimme zu vernehmen. Der Prophet Elia erlebte Gott so; von ihm wird das berichtet. Dahinter steht eine ergreifende Geschichte.

Was war geschehen? Auf dem Berg Karmel trat Elia mutig und glaubensfest auf. Es ging um die Ehre Gottes, gegen den Götzen Baal, den die Königin Isebel mit ihren Priestern verehrte. Jetzt mußte die Entscheidung fallen: Gott oder Baal. Mit einem machtvollen Zeichen hat Gott eingegriffen und sich zu seinem Propheten bekannt. Feuer fiel vom Himmel und verzehrte das Opfer der Baalspriester samt dem Altar, auf dem es lag. Gott hat das Sagen sonst niemand! Aber da war doch noch diese andere Macht: Isebel, die Königin. Sie gab ihren Götzen Baal nicht auf trotz des Eingreifens Gottes. Sie sagte Elia den Kampf an — und seinem Gott. Haßerfüllt bedrohte Isebel das Leben Elias.

Und jetzt ist der so mutige Prophet auf der Flucht. Angst hat ihn gepackt, Resignation hat ihn überfallen, sein Vertrauen zu Gott ist geschwunden. Er ist am Ende seiner Kraft.
“Je tiefer einer ist, desto besser sieht ihn Gott!“, hat Martin Luther geschrieben. Wie recht hat er damit. Ehe ist ganz tief unten. Er will sich bei Gott abmelden, aber nun meldet sich Gott an. Gott, der seinen Propheten nie aus den Augen gelassen hat.

Nicht in gewaltigen Zeichen erlebt Elia jetzt seinen Gott, im Gegenteil. Im “Flüstern eines leisen Wehens“ — aus der Stille heraus" spricht Gott ihn an: “Geh wieder deines Weges!“ Wenn Gott so redet, sagt er zugleich: “Ich gehe mit!“ Ich bin bei dir, Elia. Fürchte dich nicht!
Das gilt auch uns an diesem Tag: Fürchte dich nicht! Aus der Stille heraus begegnet uns Gott. Warten wir aufmerksam auf ihn. Er gibt uns Kraft zu bestehen - trotz allem, was uns in Angst zu bringen vermag.
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Manfred Bittighofer