07.09.2011 / Wort zum Tag

1. Johannes 3,2-3

Wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der solche Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich selbst, so wie jener heilig ist.

1. Johannes 3,2-3

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Vor wenigen Tagen sprach mich ein Mann an, ganz unvermittelt, kurz nachdem ich eine kleine Andacht in der Kirche gehalten hatte. Er hatte offenbar etwas auf dem Herzen, was ihm Mühe machte. Und richtig, kaum dass ich mich ihm richtig zuwenden konnte, brach es auch schon aus ihm heraus. „Können Sie mir sagen“, fragte er sehr aufgeregt, „was nach dem Sterben kommt?“ Und dann fügte er hinzu: „Das beschäftigt mich jeden Tag.“

Ja, so geht das vielen, nur sie sprechen nicht so offen darüber wie dieser Mann. Viele von uns leben mit Unruhe im Herzen, ja auch mit Angst, denn es ist schwer, so gar nicht zu wissen, was nach dem Sterben kommt. Und so machen sich die Leute dann ganz eigene Vorstellungen. Entweder sie glauben, dass gar nichts mehr kommt, - aber das ist die Minderheit, auch in Deutschland. Andere bauen sich Ersatzhoffnungen, indem sie glauben, dass es irgendwie weitergeht. Die einen sprechen von Seelenwanderung, die anderen leben in irgendwelchen Paradiesvorstellungen, die nichts anderes sind als die Verlängerung menschlicher Sehnsüchte. Einige haben sich der Esoterik verschrieben, wieder andere hoffen, dass ihnen ein indischer Guru den Frieden der Seele bringen kann.

Aber wie ist es nun? Was wissen wir, was können wir wissen? Immerhin ist das Wort für den Tag ja nicht gerade ein angstbesetztes Wort. Ganz im Gegenteil, der Evangelist Johannes ist voller Vorfreude. Er ist davon überzeugt, dass er einmal Jesus sehen wird, Jesus, wie er ist, in seiner Herrlichkeit, seiner unendlichen Liebe, seinem Glanz. Was können wir wissen?

Vor vielen Jahren hat mir einmal eine ältere Frau erzählt, was sie wusste. Sie hatte schon viel Leben hinter sich und viel Leid erlebt, aber sie sprühte voller Lebenswillen und Lebensfreude. Und sie malte mir aus, was ihre Hoffnung war: Das himmlische Jerusalem hatte es ihr angetan. Die Frau konnte es so strahlend beschreiben, dass ich als damals noch junger Mensch nur staunen konnte: Sie sah die goldenen Gassen Jerusalems, die Kuppeln und den Glanz des Lichtes direkt vor sich und steckte mich damit an. Erst später habe ich dann gemerkt, dass sie nur verinnerlicht hatte, was in der Offenbarung des Johannes über das neue Jerusalem geschrieben steht.

Und dann habe ich selbst nachgelesen und gestaunt, wie viel Antwort die Bibel auf die Frage hat, was denn nach dem Sterben kommt. Dass Jesus wiederkommt, steht da, und dass er Gericht halten wird. Dass dann der neue Himmel und die neue Erde kommt, auf der es keine Tränen und keinen Tod mehr geben wird. Dass da kleine Kinder mit einer Schlange spielen können, ohne von ihr gebissen zu werden. Dass Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden. Dass es eine große festliche Feier geben wird. Dass es Wohnungen geben wird, die Jesus jetzt schon für die vorbereitet, die ihn lieb haben. Dieses und anderes steht in der Bibel, und es reicht, um sich vorzufreuen. Aber etwas ganz Großes fehlt noch, und das sagt unser Wort für den Tag: Wir werden ihn, Jesus, sehen, wie er ist. Das wird ein großer Tag werden, wenn wir endlich den sehen können, an den wir in diesem Leben geglaubt haben, Jesus in seiner ganzen Herrlichkeit.

Ja, davon habe ich dem Mann, der da etwas verloren in der Kirchenbank saß, erzählt. Und dann habe ich ihm auch noch gesagt, dass es ganz wichtig ist, Jesus hier kennen zu lernen und an ihn zu glauben. Sonst würde man ja diese wunderbare Aussicht verpassen und am Ziel vorbeirennen. Denn die ganzen eigenen Vorstellungen von einem Leben nach dem Tode bringen ja nichts. Die zerplatzen im Wind, wenn es ernst wird. Wer aber seine Hoffnung auf Jesus setzt, der kann sich darauf verlassen, dass Jesus die Arme weit aufmacht, wenn er oben ankommt.

Ich habe mich über die Reaktion des Mannes gefreut. Ich konnte nicht länger bei ihm bleiben, aber was er sagte, kam tief aus seinem Inneren. „Das hilft mir“, sagte er. Wenn ihm das geholfen hat, dann ist ihm geholfen. Dann kann er anders mit der Frage umgehen, was nach dem Sterben kommt. Er ist getröstet.

 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hartmut Bärend