06.03.2013 / Wort zum Tag

1. Johannes 3,18

Meine Kinder, laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.

1. Johannes 3,18

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Wer kennt nicht  die Kinderbücher von Erich Kästner wie „Das fliegende Klassenzimmer“ oder „Emil und die Detektive“? Eines meiner Lieblingszitate dieses Schriftstellers lautet: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Was nützen die  besten Vorsätze, wenn es zu keiner praktischen Umsetzung kommt.  Kästner bringt damit etwas  auf den Punkt, was auch in unserem heutigen Bibelwort aus 1. Johannes 3, Vers 18 angesprochen wird: „Laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern   mit der Tat und mit  der Wahrheit.“

Was nützen einleuchtende Gedanken zur Nächstenliebe, wenn sie   nicht gelebt werden? Wir wollen geliebt werden, ohne selbst zu lieben. Wir wollen Hilfe, ohne selbst zu helfen. Das Umsetzen der Liebe in die Tat fiel wohl schon damals vielen Hörern schwer,  sonst hätte der Apostel das Thema im Johannesbrief nicht angeschnitten.                   

Aber wo von der Nächstenliebe nur geredet wird, ohne sie in  die Tat umzusetzen, da verfälschen Menschen die Botschaft Jesu

Und gleichzeitig werden andere Menschen enttäuscht oder gar verletzt, wenn es nur bei schönen Worten und Absichtserklärungen bleibt.

Da ergeht es einem wie dem Studenten in seiner neuen Universitätsstadt. Verzweifelt sucht er eine Wäscherei, wo er seine Schmutzwäsche säubern kann. Dann entdeckt er plötzlich ein Schild mit der Aufschrift: „Wir waschen ihre Wäsche“. Erleichtert betritt er das Geschäft. Aber der Ladenbesitzer blafft ihn an: „ Nein, wir waschen hier keine Wäsche. Wir verkaufen nur das Schild.“

Ein Schildbürgerstreich im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber als Christ sollen wir keine Schildbürger, sondern Repräsentanten der Liebe Gottes sein.

So wie es in einem anderen Vers im Johannesbrief heißt:

„ Laßt uns lieben, denn er, Gott, hat uns zuerst geliebt“. (4, Vers 19).

Ich denke an Helga. Mindestens einmal in der Woche passt die Rentnerin

auf die Tochter einer alleinerziehenden Nachbarin auf. Sie nennt sich selber eine „Zeitpatin“, damit die junge Mutter mal in Ruhe Einkäufe und andere Erledigungen machen kann. Und Helga möchte gerne ihre Zeit in den Dienst der Liebe Gottes stellen.

Oder meine Gedanken gehen zu Paul, der einen Teil seines Jahresurlaubs einsetzt, um Hilfstransporte nach Osteuropa zu begleiten. „Wenn Jesus aus Liebe zu mir  sogar sein Leben gibt, dann kann ich auch etwas Urlaub für ihn opfern,“ so Paul

„Laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“. (3, 18)

Vielleicht ist für mich heute kein Hilfstransport in den Osten angesagt, aber ein Gespräch mit dem ausländischen Firmenkollegen, der oft isoliert in der Mensa isst.

Und möglicherweise werde ich heute kein Zeitpate für Alleinerziehende, aber ich lasse die ältere Dame in der Einkaufsschlange einfach vor und bringe ihre schwere Tasche nach Hause, trotz aller Hektik.

Seien Sie ein Täter der Liebe Gottes. Seien Sie aufmerksam, welchen „Tatort“ Gott ihnen heute zeigt. Frei nach Erich Kästner: „ Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Autor/-in: Pfarrer Rainer Heuschneider