13.03.2014 / Wort zum Tag

1. Johannes 2,8

"Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt."

1. Johannes 2,8

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"Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt." So heißt es im ersten Johannesbrief.
Aber nicht jeder kann dieses Licht in seinem Leben erkennen. Vor allem nicht, wenn ein dunkler Schatten auf alle Lebensfreude fällt. Da braucht es jemanden, der uns das Licht neu zeigt. Da muss jemand diesen Lichtstrahl Gottes ins dunkle Zimmer hineintragen und mit diesem Licht die trüben Gedanken erhellen. Meistens braucht das Zeit. Aber es lohnt sich, dran zu bleiben.
Da war diese Frau, die mich immer wieder angerufen hat. Kurz hintereinander hatte sie zwei Entscheidungen getroffen, die sie viel Geld gekostet haben. Das ist aber nicht das Schlimmste gewesen. Sondern die Vorwürfe, die dann auf sie niedergeprasselt sind – von ihren eigenen Kindern. „Wie konntest du nur…“, hat sie immer wieder hören müssen. Und sie selbst hat sich diese falschen Entscheidungen auch nicht verzeihen können. Es ist passiert. Es war nicht mehr rückgängig zu machen. Jetzt hat sie die Konsequenzen tragen müssen. Dazu der immer wieder kehrende Gedanke: Warum nur? Hätte ich es doch bloß anders gemacht.
Es hat nichts anderes mehr gegeben, an das sie denken konnte, immer nur an diese beiden Fehlentscheidungen. Tagsüber hat es sie bedrückt, nachts konnte sie nicht mehr einschlafen, diese Gedanken hielten sie wach. Weil sie es nicht mehr ändern konnte, hat sie sich hilflos und ausgeliefert gefühlt. Schon nach wenigen Wochen war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Müde, ausgelaugt, wie gelähmt. Die anklagenden Gedanken sind zu einem riesigen und unüberwindlichen Berg angewachsen, der ihr jeden weiteren Schritt verstellt hat und ihr jedes Licht der Hoffnung nehmen wollte.
Keiner aus ihrem Umfeld konnte ihr helfen, einigen wurde sie auch lästig und bald wollte niemand mehr mit ihr sprechen. Deshalb hat sie bei mir angerufen. Über ein Jahr lang ging das so. Sie wollte sich einfach nur mitteilen und dass ich für sie bete. So haben wir uns bewusst jedes Mal neu in das Licht Gottes gestellt. So verstehe ich das Gebet.
Es hat gedauert. Manchmal habe ich gemeint: Jetzt schafft sie es wieder vors Haus, jetzt geht sie erste Schritte, jetzt spüre ich ein wenig Hoffnung in ihrer Stimme, aber dann kam bald der nächste Anruf und wir haben wieder von vorne begonnen. Viele Stunden Gespräch und Gebet. Heute muss ich zugeben, dass ich oft selbst nicht mehr an eine Besserung geglaubt habe.
Aber in unserem Wort heißt es: „Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt.“

Eine andere Ratsuchende hat mir einmal ein Bild geschenkt mit einem Leuchtturm bei Nacht.  Das Meer und die schroffen Felsen der Küste liegen im Dunst, aber am Ufer schickt ein Leuchtturm unermüdlich seinen gebündelten Lichtstrahl aus. Wie oft hatte mir dieses Bild schon selbst geholfen: Der Leuchtturm gibt bei Dunkelheit Zeichen, damit niemand zu Schaden kommt, damit man den richtigen Weg fährt.
Und dann ist bei dieser Frau tatsächlich ein kleines Wunder passiert. Sie hat aufgehört zurück zu schauen. Vorsichtig hat sie begonnen, nach vorne zu denken. Sie hat die dunklen Gedanken und auch ihre Selbstvorwürfe losgelassen. Sie hat sprichwörtlich die Vorhänge aufgezogen, neues Licht in ihre Wohnung und ihre Gedanken gelassen. Sogar Spaziergänge hat sie gemacht, egal ob es trübes oder sonniges Wetter gab.
Dann habe ich lange nichts mehr gehört. Ein bisschen habe ich mir schon Sorgen um sie gemacht, um sie, von der ich eigentlich nur die Stimme kannte. Dann hat sie endlich wieder angerufen – mit einer frischen, mit einer hellen Stimme. „Es geht mir so viel besser“, hat sie gesagt. Einige Zeit später hat sie noch einen Brief geschrieben. Darin stand: Ich bin Jesus so dankbar, dass er es in meinem Leben wieder hell gemacht hat.
„Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt.“ Das gilt für jeden von uns.

Autor/-in: Kirchenrat Dan Peter