26.10.2010 / Wort zum Tag

1. Johannes 2,28

Bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart wird, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt.

1. Johannes 2,28

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Wer Christ ist oder Christ wird, lebt in der Gefahr, gleichgültig zu werden oder gar seinen Glauben zu verlieren. Der Glaube an Jesus Christus ist also keine Garantie dafür, dass er sich nicht abnutzt oder sich im schlimmsten Fall in sein Gegenteil umkehrt.

Ich habe manchen Menschen erlebt, der sich nach einem Glaubenskurs öffentlich zu Jesus bekannte, eine sogenannte Lebensübergabe vollzog, aber einige Zeit später war davon nichts mehr zu spüren. Ich denke an einen Mann, der voller Freude im Gottesdienst zu tanzen anfing und dabei ausrief: „Jesus ist mein Herr!“ Und dann war eines Tages alles vorbei. Er kam noch einige Male hin und wieder in unsere Gemeinde, aber schließlich blieb er ganz weg. Auch für ein Gespräch mit mir war er nicht mehr offen. Er hatte viel auszusetzen an der Gemeinde. Die Lieder waren ihm nicht modern genug; die alten Lieder mochte er überhaupt nicht, die Freude der anderen Christen ging ihm auf die Nerven, wie er sagte. Das, was bei ihm einen so fröhlichen Anfang genommen hatte, bedeutete ihm nichts mehr. Wie ist das möglich?

Das Wort zum Tag beginnt mit den Worten „Bleibt in ihm“, bleibt in Christus. Dieses kleine „in“ beschreibt nämlich die innigste Gemeinschaft der Christen mit Jesus und ist für den Apostel Paulus der theologische Ausdruck für den zentralen Gedanken der „Koinonia“, der Gemeinschaft mit Christus. „Koinonia“ ist aber auch die Gemeinschaft der Christen untereinander. Darum bedeutet „in Christus bleiben“ auch in der Gemeinschaft mit anderen Christen bleiben, in der Gemeinde, die der Leib Christi ist. Er das Haupt, wir seine Glieder, heiß es in einem Lied. Paulus beschreibt diesen Tatbestand so: Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe. Darum ist es so wichtig, in ihm zu bleiben, indem wir an seinem Leib, in der Gemeinschaft mit anderen Christen bleiben.

Schon in der Zeit der ersten Christen war es so, dass Menschen, die einen Anfang mit Jesus gemacht hatten, die Gemeinde verlassen haben. Im Hebräerbrief lesen wir: „Einige haben sich angewöhnt, den Gemeindeversammlungen fernzubleiben. Das ist nicht gut; vielmehr sollt ihr einander Mut machen. Und das um so mehr, als ihr doch merken müsst, dass der Tag näher rückt, an dem der Herr kommt!“

In Christus sein, in seiner Gemeinde sein – ohne diese Gemeinschaft ist der Glaube gefährdet. Und das hat Folgen für die Ewigkeit. Darum:“ Bleibt in ihm, damit wir, wenn Jesus offenbart wird, wenn er wiederkommt, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm.“

Und wie ist es, wenn jemand keine Glaubensgemeinschaft findet, die seinen Vorstellungen entspricht? Eine ideale Gemeinde gibt es nicht. In jeder Gemeinde gibt es einiges oder sogar vieles zu kritisieren. Es ist durchaus möglich, eine andere Gemeinde aufzusuchen, wohl wissend, dass auch hier nur Menschen mit ihren Fehlern und Schwächen sind. Wichtig ist, dass sich niemand ein Bild von Gemeinde erträumt. Dann nämlich ist es möglich, in IHM zu bleiben und voller Zuversicht gemeinsam ihm entgegen zu gehen, wenn er kommt.

Autor/-in: Pastor i. R. Dietrich Otto