24.10.2010 / Wort zum Tag

1. Johannes 2,12

Euch sind die Sünden vergeben um des Namens Jesu Christi willen.

1. Johannes 2,12

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Menschen, die eine Scheidung durchmachen, zerbrechen manchmal fast daran. So war es bei jenem Mann, den ich vor einigen Jahren kennen gelernt hatte. Ich realisierte, wie viel Hass und Bitterkeit sich in seinem Innersten gegen seine Ex-Frau aufgestaut hatten. Ich sah ihm förmlich an, wie schwer ihn alles belastete. Sein Gesicht war eingefallen und fahl, die Augen ausdruckslos, der Gang gekrümmt und seine Schritte schienen bleischwer.

Dies hat sich geändert, Gott sei Dank. Ein guter Freund und überzeugter Christ, ermutigte ihn, seiner Frau kompromisslos zu vergeben. Das hat er dann auch getan: „Entgegen allen Hassgefühlen und tiefster Bitterkeit in meinem Herzen“, so erzählte er mir, „habe ich mich – zunächst rein verstandesmässig – dazu durchgerungen, meiner Ex-Frau zu vergeben. Und dabei ist“, so fügte er mit einem tiefen Seufzer an, „eine schwere Last von mir abgefallen.“ Während er mir davon erzählte, atmete er tief durch. Und ich merkte: Erfahrene Vergebung lässt wirklich aufatmen! Wer vergibt, lebt besser.

Forschungsergebnisse aus den USA haben eindrücklich die positiven Auswirkungen der Vergebung bestätigt. Patienten, die ein Vergebungsprogramm durchlaufen haben, klagten deutlich weniger über körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen. Insgesamt verringerte sich die seelische und körperliche Anspannung. Auch die Konzentrations- und Gedächtnisleistungen wurden positiv beeinflusst. Diese Patienten waren zufriedener - mit sich und mit anderen Menschen. Die sozialen Kontakte verbesserten sich. Die „negative Bindung“ an den Verursacher der Verletzung begann sich aufzulösen. Zusammenfassend können wir sagen: Wer vergibt, tut sich und anderen Menschen etwas Gutes. Wer vergibt, lebt besser. Wer vergibt, hat eine grössere Lebenszufriedenheit und Lebensqualität. Vergebung ist heilsam.

In meiner Aufgabe als Seelsorger und psychologischer Berater bin ich immer wieder mit Menschen konfrontiert, die sich mit Schuld und Vergebung auseinandersetzen müssen. Jesus Christus hat mit seinem stellvertretenden Tod am Kreuz die Grundlage für die Vergebung geschaffen. Oft gehen Hilfesuchende durch einen längeren Prozess, bis sie das Angebot der Vergebung durch Jesus Christus ganz konkret für ihre Situation in Anspruch nehmen - und anderen Menschen gewähren können. Wenn dies geschieht, ist es jedes Mal ein Wunder. Es kommt mir vor, als würde sich der Himmel öffnen. Ich denke an eine junge Frau. Sie hat ihre Schuld bekannt und dadurch eine enorme Erleichterung erfahren. Als sie sich verabschiedet, sagt sie voll Freude zu mir: „So einfach ist das, und jetzt darf ich befreit weiter gehen. Ich kann es kaum fassen.“

Vergebung befreit, Vergebung macht froh und dankbar. „Euch sind die Sünden vergeben um des Namens Jesu Christi willen“, lesen wir im ersten Johannesbrief, Kapitel 2, Vers 12. Vergebung, wie wir sie aus der Bibel kennen, ist immer verbunden mit dem Namen von Jesus Christus. Nur er kann uns von unserer Schuld befreien und uns vergeben. Und so können auch wir anderen vergeben. Wer vergibt, lebt besser.

Autor/-in: Ernst Bai