21.03.2015 / Wort zum Tag

1. Johannes 1,9

„Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“

1. Johannes 1,9

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Das Wort zum heutigen Tag ist mir aus der Abendmahlsliturgie vertraut. Ich benutze es selber gerne immer wieder und spreche nach dem Sündenbekenntnis der Gemeinde mit diesen Worten aus 1. Johannes 1,9 Gottes Vergebung zu: „Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“ Ich halte das für das Wertvollste überhaupt am christlichen Glauben. Wir dürfen es wissen und Jesus zutrauen, dass er uns unsere Fehler nicht nachträgt und unsere Grenzen nicht vorhält. Ob wir nur aus Unvermögen und Unachtsamkeit oder aber aus böser Absicht Schuld auf uns geladen haben, spielt dabei keine Rolle. Christus legt uns nicht auf unsere Vergangenheit fest. Nein, er vergibt uns und hilft uns, die Folgen unserer Sünden zu überwinden. Das kann er aber nur dann tun, wenn wir sie ihm bekennen.
Die Bedingung‚ "wenn wir unsere Sünden bekennen …“, bringt Christen manchmal in Gewissensnöte. Ich habe jedenfalls schon Menschen getroffen, die sich nicht sicher waren, ob sie nun wirklich jede einzelne kleine Sünde vor Gott bekannt hatten. Und aus dieser Unsicherheit wuchs dann die Angst, dass sie am Ende womöglich das Heil verpassen würden, weil sie beim persönlichen Schuldbekenntnis etwas vergessen hatten.
Als ob man wegen eines Formfehlers das ewige Leben verfehlen könnte! Solche Gedanken entstehen, wenn wir uns von der Angst vor Strafe leiten lassen – statt vom Vertrauen auf die Gnade Gottes. Geprägt von dieser Angst wird Christus in unserer Vorstellung plötzlich zum kleinlichen Buchhalter. Dabei ist er doch die Großzügigkeit und Liebe in Person.
Wenn im 1. Johannesbrief steht, dass das Sündenbekenntnis der Vergebung vorausgehen muss, dann geht es nicht um das lückenlose Aufzählen aller Details, die in unserem Leben nicht stimmen. Nein, es geht um einen Grundsatz: Wir sollen erkennen, dass wir aus eigener Kraft das Leben nicht so hinkriegen, wie es Gott gefällt. Wir sind fehleranfällig. Wir laden Schuld auf uns. Wir verletzen andere Menschen und Gott. Immer wieder. Deshalb sind wir auf Hilfe angewiesen. Wir brauchen Vergebung. Wir haben es nötig, dass Christus all das, was krumm oder schief ist in unserem Leben, wieder geradebiegt. – Das dürfen und sollen wir bekennen. Diese Hilfsbedürftigkeit dürfen und sollen wir zugeben. Wir brauchen Jesus Christus unbedingt. Wenn wir das zugeben, wenn wir dazu stehen, dann ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“
Das fällt uns nicht immer leicht. Leider neigen wir eher dazu, uns herauszureden, Schuld abzustreiten und nach Sündenböcken zu suchen. Wie mancher Skandal hätte einen ganz anderen Verlauf nehmen können und wäre vielleicht schnell überwunden gewesen, wenn die Verantwortlichen ihre Schuld zugegeben hätten, statt zu versuchen, sich mit Ausflüchten reinzuwaschen oder mit Verweis auf die widrigen Umstände alle Schuld von sich zu weisen. Dieses Verhalten hilft nicht weiter, es ist letztlich destruktiv. Christen haben das nicht nötig. Sie wissen um ihre Unvollkommenheit und können dazu stehen, weil sie auf den vertrauen, der alle Schuld zu überwinden vermag: Jesus Christus. Es geht nämlich nicht nur um unser persönliches Heil. Es geht auch darum, dass wir mit unserm Vertrauen auf Christi Vergebung anderen zum Vorbild werden. Sie sollen bei uns lernen können, was es heißt, gut, konstruktiv und verheißungsvoll mit Schuld und Fehlern umzugehen.
 

Autor/-in: Pfarrer Daniel Eschbach